Kognitive Reserve bei Alzheimer: Prof. Dr. Michael Ewers

Prof. Dr. Michael Ewers im Hörsaal vor Publikum
Prof. Dr. Michael Ewers, Klinikum der Universität München
  |   Forschung

Einer spannenden Fragestellung widmet sich auch Prof. Dr. Michael Ewers. Der Arbeitsgruppenleiter am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung am Klinikum der Universität München möchte mit finanzieller Hilfe der AFI in Höhe von 39.750 Euro herausfinden, warum einige Menschen trotz einer Vielzahl von Eiweißablagerungen im Gehirn keine Alzheimer-Symptome zeigen und stattdessen offensichtlich eine Art „Puffer“, also eine „kognitive Reserve“ haben.

Ewers stellte zunächst heraus, dass Vergesslichkeit im Alter ganz normal sei. „Wenn Sie aber bemerken, dass es mit ihrer Gedächtnisleistung rapide bergab geht, sollten Sie das von einem Arzt überprüfen lassen“, empfahl Ewers dem Publikum. Mit Hilfe einer Animation verdeutlichte der Münchner Forscher, dass erste Veränderungen im Gehirn von Menschen mit Alzheimer schon etwa 20 bis 30 Jahre vor dem Auftreten der Symptome ablaufen.

„Es handelt sich um ein graduelles Fortschreiten. Man ist nicht heute gesund und morgen erkrankt“, erklärte Ewers. Die alzheimerbedingten Veränderungen im Gehirn könne man bislang nicht umkehren, daher will Ewers über die kognitive Reserve zumindest den Beginn der Symptome nach hinten verschieben.

Der kognitiven Reserve auf der Spur

Als „Kognition“ bezeichnete Ewers „die mentale Leistungsfähigkeit, das Denkvermögen“. Die „kognitive Reserve“ ist daher die Fähigkeit, bei krankhaften Gehirnveränderungen die mentale Leistung relativ gut aufrechtzuerhalten. „Personen mit einer hohen kognitiven Reserve können zum Beispiel mehr abnorme Gehirnveränderung tolerieren, bevor kognitive Einbußen bemerkbar werden“, berichtete Ewers.

Wie wird aber nun die kognitive Reserve gemessen? In der Forschung haben sich Ausbildungsdauer, kognitive Freizeitaktivitäten, IQ und Komplexität des Berufs als gängige Maßeinheiten etabliert. Am Beispiel der kognitiven Freizeitaktivitäten verdeutlichte Ewers dem Publikum, dass die kognitive Reserve grundsätzlich beeinflussbar ist. „Aktivitäten, die sie auch im Alter ausüben können, sind beispielsweise Lesen, Schreiben, Musizieren, Brettspiele, Kreuzworträtsel, aber auch Gruppendiskussionen. Ein reichhaltiges soziales Leben ist wichtig und schützt zugleich vor Depression“, gab Ewers den Teilnehmern mit auf den Weg. Einbußen in der Kognition könnten so trotz Eiweißablagerungen im Gehirn um Jahre hinausgezögert werden. Verhindern kann aber auch eine hohe kognitive Reserve das Auftreten der Alzheimer-Symptome nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt.

Höhere Gehirnaktivität beobachtet

Am Münchner Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung untersucht Ewers mit seiner Arbeitsgruppe sowohl kognitiv gesunde ältere Probanden, die bereits eine Vielzahl von Eiweißablagerungen im Gehirn aufweisen, als auch Studienteilnehmer mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung. Dabei konnten die Münchner Forscher zeigen, dass eine höhere Ausbildungsdauer zu einer höheren Gehirnaktivität führt, also zu mehr Kommunikation zwischen den Gehirnlappen. „Durch erhöhte Gehirnaktivität kann also die Kognition länger beibehalten werden“, fasste Ewers zusammen.

Auf Nachfrage aus dem Publikum betonte Ewers ausdrücklich: „Auch in höherem Alter lohnt es sich, neue Aktivitäten in Angriff zu nehmen. Zu spät ist es nicht.“ Darüber hinaus könne Bewegung das Alzheimer-Risiko senken. Außerdem riet Ewers den Besuchern cholesterinbewusst zu leben und den Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren zu lassen.

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