Stichwort Alzheimer-Prävention

Probantin in einem Labor für Neurologie an der Charité
Foto: Eine Probandin erledigt eine experimentellen Lernaufgabe (LOCATO). Dabei soll die Lage von Häusern auf einer schematisierten Straßenkarte gelernt und behalten werden. © Charité - AG kognitive Neurolgie.
  |   Forschung

Prof. Dr. Agnes Flöel von der Charité - Universitätsmedizin Berlin erhält den erstmals verliehenen Kurt Kaufmann-Preis der Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI). Die AFI zeichnet damit die Arbeit der Neurowissenschaftlerin auf dem Gebiet der Alzheimer-Prävention aus. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ermöglicht die Fortführung ihrer Forschungsarbeit mit einer Probandenstudie.

Erstmals 2014 und insgesamt fünf Mal im Abstand von jeweils zwei Jahren soll der Kurt Kaufmann-Preis der Alzheimer Forschung Initiative vergeben werden, so der Wille von Gertrud Maria Kaufmann. Ihr Gatte Kurt Kaufmann litt an der Alzheimer-Krankeit, aus diesem Grund hatte sie die AFI in ihrem Testament bedacht, um die Alzheimer-Forschung langfristig zu unterstützen und zugleich ihres Mannes zu gedenken. Bis zum Einsendeschluss gingen fünf qualifizierte und interessante Bewerbungen bei der AFI ein.


1.  Frau Professor Flöel, wir freuen uns, dass wir Ihre interessante Arbeit unterstützen können. Viele Wissenschaftler erforschen Wirkstoffe. Sie haben sich der Prävention von Erkrankungen wie Alzheimer verschrieben. Warum?

Mich interessieren grundsätzlich neben den krankhaften Veränderungen des Gehirns im Alter insbesondere die Faktoren, die ein „erfolgreiches Altern“, also in diesem Fall kognitiv gesundes Altern, ermöglichen. Und gerade die „Selbstheilungskräfte“ des Gehirns, die sich z. B. durch regelmäßige körperliche Aktivität verstärken lassen, finde ich besonders spannend. Auch nicht-invasive Verfahren wie die anodale Gleichstromstimulation, die alleine verabreicht keine dauerhaften positiven Effekte aufweist, aber zusammen mit Training zu signifikanten und nachhaltigen Verbesserungen führt, faszinieren mich.

Darüber hinaus interessieren mich neben der Prävention durchaus auch Therapien – wahrscheinlich überlappen diese Bereiche ja stark, denn bei Ausbruch der klinischen Alzheimer-Krankheit bestehen in der Regel seit Jahren oder Jahrzehnten langsam zunehmende krankhafte Veränderungen des Gehirn, das heißt die „Prävention“ vor klinischem Krankheitsbeginn ist tatsächlich auch eine Form von Therapie.

2. Wie kann man heute schon der Alzheimer-Krankheit vorbeugen? Was hilft nach aktuellem Forschungsstand am meisten?

Neben dem unvermeidbaren Altern und der genetischen Disposition konnten eine Reihe modifizierbarer Risikofaktoren identifiziert werden.  Zum Beispiel scheinen die klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren Hypertonie, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie und Übergewicht der Entwicklung einer Alzheimer-Demenz Vorschub zu leisten. Ob es sich dabei um direkte Effekte oder um eher indirekte, z. B. über die Gefäße vermittelte Effekte handelt, ist noch nicht eindeutig geklärt. In einer umfangreichen Literaturrecherche kristallisierten sich sieben besonders wichtige potenziell modifizierbare Risikofaktoren heraus. Nach Barnes und Yaffe (Lancet Neurol 2011) sind das Diabetes mellitus, Hypertonie im mittleren Lebensalter, Übergewicht im mittleren Lebensalter, Depression, körperliche Inaktivität, Rauchen und kognitive Inaktivität.

Wenn alle sieben Risikofaktoren nur um 10 % reduziert würden, könnte das den Beginn der Alzheimer-Erkrankung so weit hinausschieben, dass rein rechnerisch weltweit 1 Millionen Menschen ihre Erkrankung nicht mehr erleben würden. Umgekehrt bedeutet es, dass zur Vorbeugung der Alzheimer-Krankheit folgende Empfehlungen gegeben werden können: Vermeidung bzw. optimale Behandlung von Diabetes mellitus, Hypertonie und Depression; Vermeidung von Übergewicht im mittleren Lebensalter; Nikotinverzicht; und schließlich regelmäßige körperliche und kognitive Aktivität.

3. Sie wissen, was gesundes Altern ausmacht. Wie beeinflusst ihre wissenschaftliche Arbeit Ihren Alltag? Versuchen Sie Ihr Umfeld zu einem gesunden Lebensstil zu bewegen?

Ich versuche, die unten genannten Risikofaktoren zu vermeiden – dabei gibt es Dinge, die mir leichter fallen als andere, das kennt wahrscheinlich jeder Mensch im Bereich „Lebensstilentscheidungen“.

Am einfachsten ist es für mich, körperlich aktiv zu sein, weil es mir Spaß macht. Hier ist im Gegensatz zu früher weniger echter „Sport“ möglich, wie z. B. Basketball, da hierfür im Alltag häufig die Zeit fehlt. Aber ich fahre so viel wie möglich mit dem Fahrrad und laufe jede Treppe zu Fuß. Außerdem versuche ich mich ausgewogen und maßvoll zu ernähren, mit viel Gemüse, Obst und Fisch – gelingt nicht immer. Nikotinverzicht ist schon wegen der Kinder ein „Muss“.

Meine Patienten in der Gedächtnissprechstunde kläre ich ausführlich über die Risikofaktoren auf, und berate sie und oft auch die Angehörigen bzgl. der Faktoren, die zur Vorbeugung der Demenz nach aktuellem Wissensstand besonders zu empfehlen sind. Und bei meinen Kindern achte ich auf viel Bewegung und eine gesunde Ernährung, denn die Prävention chronischer Krankheiten beginnt eigentlich schon in der Kindheit.

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