AFI-Forscher Prof. Dietmar Thal beschreibt „Reifungsprozess“ von Alzheimer-Protein

Portrait des Forschers Prof. Dr. Dietmar R. Thal
Prof. Dr. Dietmar R. Thal (Foto: Wolf R. Ussler)
  |   Forschung

Vom harmlosen Protein zum Nervenzellkiller: Diesen Weg beschreitet das für die Alzheimer-Krankheit charakteristische Beta-Amyloid-Peptid. Wissenschaftler der interdisziplinären „Projektgruppe Alzheimer-Forschung Ulm“ haben nachgewiesen, dass mit dem Fortschreiten der Krankheit nicht nur die Menge des abgelagerten Beta-Amyloid zunimmt, sondern dass die Proteinverklumpungen einen mehrstufigen „Reifungsprozess“ durchlaufen.

Projektleiter der Studie, die jetzt im renommierten Fachjournal „Brain“ veröffentlicht wurde, ist Prof. Dr. Dietmar R. Thal, Leiter der Sektion Neuropathologie der Universität Ulm. Eines seiner beiden von der AFI geförderten Projekte mit dem Titel „Zelluläre Effekte verschiedener Amyloid-ß Protein Ansammlungen“ war maßgeblich für die jetzt veröffentlichten Ergebnissen verantwortlich.


Unterstützt wurde Thal auch von drei ebenfalls durch die AFI geförderten Forschern: Prof. Dr. Christine von Arnim, Prof. Dr. Marcus Fändrich und Dr. Sathish Kumar.

Ein Blick ins Gehirn enthüllt die ungünstige Entwicklung

Dietmar Thal und sein Team sezierten im Rahmen der Studie die Gehirne von 21 Alzheimer-Patienten mit Demenzsymptomen sowie von 33 zum Todeszeitpunkt symptomfreien Alzheimer-Fällen. Verglichen wurden diese Daten mit den Befunden aus einer Kontrollgruppe ohne Alzheimer.

Dabei zeigte sich, dass die Reifung des Beta-Amyloid-Peptids charakterisiert ist durch das Auftreten bestimmter veränderter Amyloid-Eiweiße, von denen bekannt ist, dass sie verstärkt mit anderen interagieren. „Das heißt, die Substanz wird immer klebriger und neigt verstärkt zur Verklumpung, was sie noch toxischer auf die Nervenzellen im Gehirn wirken lässt“, erklärt Prof. Thal.

Die Ulmer Forscher konnten bei ihrer Untersuchung der Gewebeproben auch zeigen, dass sich bei Patienten mit Demenzsymptomen eine spezielle phosphorylierte Form des Beta-Amyloid-Peptids nachweisen lässt, die die Bildung von kleineren Bruchstücken des Eiweißes fördert. Letztes scheint besonders toxisch auf die Nervenzellen zu wirken.

Drei Reifungsstadien des Alzheimer-Peptids festgehalten

Ihre Studienergebnisse haben die Forscher nun in ein hierarchisches Krankheitsmodell mit drei biochemischen Stadien überführt: im ersten Stadium lassen sich im Gehirn ausschließlich Beta-Amyloid-Ablagerungen nachweisen. In Stadium zwei dagegen findet sich zusätzlich eine modifizierte Variante, die durch Verkürzungen des Peptids gekennzeichnet ist, und im dritten Stadium kommt darüber hinaus eine phosphorylierte Variante des Beta-Amyloids hinzu.

Alle im Rahmen der aktuellen Arbeit untersuchten Gewebeproben von klinischen Alzheimer-Fällen mit erkennbaren Symptomen waren biochemisch dem Stadium drei zuzurechnen. Das Ulmer Forschungsteam hofft, dass die neue Klassifizierung zu besseren Ansatzpunkten für neue Therapien beitragen kann.

Auch aktuell wird Prof. Thal wieder von der AFI gefördert. Das Projekt „Begleiterkrankungen im Gehirn von Alzheimer-Patienten“ läuft noch bis 2015 und wird mit 78.950 Euro unterstützt.

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