Fragen und Antworten (Stand: 14.3.2023)

Parodontose: Der aktuelle Stand zum Wirkstoff Atuzaginstat

Bisher ist die Alzheimer-Krankheit nicht heilbar. Nicht alle Krankheitsmechanismen sind bislang restlos verstanden.

Zum Beispiel ist unklar, warum sich in den Gehirnen von Menschen mit Alzheimer eher Spuren von Parodontose-Bakterien finden als bei kognitiv gesunden Menschen.

Bedingt also Parodontose die Alzheimer-Krankheit? Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengetragen.

Parodontose: Fragen und Antworten

Was sind Parodontose und Parodontitis?

Bei der Parodontose handelt es sich um eine bakteriell bedingte Entzündung, die zu einer Zerstörung des so genannten Zahnhalteapparates (Parodontium) führt. 

  • Medizinisch genauer und mittlerweile auch immer häufiger genutzt ist die Bezeichnung Parodontitis, deren Endung "-itis" auf die entzündliche Reaktion hinweist.
  • Betroffen von Parodontitis sind alle Komponenten, die dem Zahn Halt geben, also Zahnfleisch, Zahnfach, Zahnzement und Wurzelhaut.
  • Risikofaktor für die Entstehung einer Parodontitits ist unter anderem Zahnbelag. Vorbeugend wirkt neben dem eigentlichen Zähneputzen die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten. Zudem wird eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung empfohlen.

Warum wird ein Zusammenhang zwischen Parodontose und Alzheimer diskutiert?

Menschen mit Alzheimer haben oft auch Probleme mit der Zahngesundheit. Studien zeigen, dass Alzheimer-Patientinnen und -Patienten besonders oft von Parodontitis betroffen sind. Das könnte damit zusammenhängen, dass Menschen mit Alzheimer häufig die Zahnhygiene vernachlässigen. In diesem Fall wäre die Alzheimer-Krankheit die Ursache und die Parodontose die Auswirkung.

Es könnte aber auch andersherum sein: Forschende fanden in den Gehirnen verstorbener Alzheimer-Erkrankter eine höhere Menge von Spuren des Parodontose-Bakteriums. Hierbei handelt es sich zumeist um die von Parodontose-Bakterien gebildeten Gingipain-Enzyme. Bei Menschen, die nicht an Alzheimer erkrankt sind, sind dagegen nur wenige Spuren des Bakteriums zu finden.

Wie hängen die Gingipain-Enyzme mit der Alzheimer-Krankheit zusammen?

Diese Frage ist zurzeit Gegenstand der Forschung. Offenbar scheint es eine Verbindung zwischen den Gingipain-Enzymen und den für die Alzheimer-Krankheit typischen Protein-Ablagerungen aus Beta-Amyloid und Tau zu geben. So scheinen die Konzentrationen von Gingipain und Tau zu korrelieren.

Dies ist eine Vermutung, die durch Mausmodelle gestützt wird. Wurden in Versuchen Alzheimer-Mäuse mit einem Gingipain-Blocker (Wirkstoff Atuzaginstat) und weiteren Antibiotika behandelt, hatten die Nager zugleich weniger Proteinablagerungen im Gehirn. Das Biotechunternehmen Cortexyme testete in einer Studie mit dem Wirkstoff Atuzaginstat, ob sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen.

Wie stehen die Chancen für eine Zulassung von Atuzaginstat?

Ergebnisse der Phase 2/3-Studie zeigten, dass Atuzaginstat die beiden primären Endpunkte der Studie nicht erreicht hat. Der Wirkstoff verbesserte weder die kognitiven Fähigkeiten noch die Alltagsfunktionen der insgesamt rund 650 Probandinnen und Probanden. In einer Untergruppe von 242 Testpersonen, die nachweislich Paradontose-Bakterien im Speichel hatten, konnte bei der Höchstdosierung eine Verlangsamung der Kognition um 57 Prozent nachgewiesen werden. Allerdings wurde eine weitere Erprobung von Atuzaginstat von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA untersagt, da es Hinweise auf Leberschädigungen bei der Behandlung mit Atuzaginstat gab. Der Hersteller Cortexyme hat das Programm daraufhin eingestellt.

*Alle Fakten wurden gründlich recherchiert, dennoch kann keine Gewähr übernommen werden. Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) war nicht an der Entwicklung von Atuzaginstat beteiligt.

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