und das ist gut so

16.02.2017

klar kann ich das. ich mache alles ganz alleine. gar kein problem. ich dusche jeden morgen oder gehe sogar schwimmen. waschen, kämmen, ... na logo.

meine oma war bis zu ihrem tod mit fast 88 jahren eine stolze und eitle frau. ganz besonders stolz und voller tatendrang präsentierte sie sich leider ausgerechnet an dem tag, als die herrschaften von der pflegeversicherung zwecks einstufung bei ihr zu besuch waren. meine mutter, als stille beobachterin des szenarios von den kontrolleuren gerade so geduldet, war sprachlos. nach diesem formidablen auftritt meiner oma war die endabrechnung einfach: null d-mark!

ende der 90er war das. die pflegeversicherung, die 1995 in kraft trat, steckte noch in den kinderschuhen. 22 jahre später orientiert sich selbige neu. seit dem 1.1.2017 gibt es fünf pflegegrade statt drei pflegestufen. außerdem – und das ist das wichtige – ist der begriff der pflegebedürftigkeit erweitert worden.

ab sofort gelten nicht mehr nur menschen mit körperlichen einschränkungen als pflegebedürftig, sondern auch geistig oder psychisch beeinträchtigte menschen. alzheimer-patienten sind jetzt also mit im rennen. und das ist gut so. die wertschätzung der pflege von alzheimer-patienten kann gar nicht hoch genug sein. so vielschichtig ist sie.

die geistige unberechenbarkeit erfordert höchste alarmbereitschaft zu jeder tages- und nachtzeit. körperliche gebrechen, die das alter zusätzlich mit sich bringen, erscheinen bei dementen menschen dagegen vergleichsweise harmlos, weil sie keine bedrohung darstellen.

in zahlen bedeutet die reformierte pflegeversicherung folgendes: in der höchsten pflegestufe gibt es 901 € wenn man einen angehörigen selbst pflegt oder 1.995 € , wenn man einen pflegedienst engagiert. der höchstsatz bei einer tages- oder nachtpflege liegt bei 1.995 € und bei einem leben komplett im pflegeheim bei 2.005 €. immerhin!

im dritten anlauf rutschte meine oma dann übrigens doch noch in die pflegestufen hinein, der äußere anschein konnte nicht mehr über ihre defizite im alltagsleben hinwegtäuschen. die letzten zwei jahre ihres lebens verbrachte sie in einem pflegeheim, von dem sie bis zum schluß dachte, es sei ein hotel. sie fühlte sich wohl. ein gefühl, das besonders für die angehörigen mit keinem geld der welt zu bezahlen ist und mit vielem versöhnt.

bleibt stark!

eure


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