Fragen und Antworten (Stand: 13.03.2025)

Blarcamesin - Neuer Alzheimer-Wirkstoff in der Prüfung

Blarcamesin ist ein experimenteller Wirkstoff zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit.

Sein Ziel ist es, die Autophagie – also die „zelluläre Müllentsorgung“ – so zu aktivieren, dass die für Alzheimer typischen schädlichen Proteinablagerungen vom Gehirn abgebaut werden.

Erste Ergebnisse einer großen Studie mit an Alzheimer erkrankten Menschen sind vielversprechend: Der geistige Abbau konnte signifikant verzögert werden.

Derzeit ist Blarcamesin noch nicht zugelassen, der Hersteller Anavex hat im Dezember 2024 einen Zulassungsantrag bei der EMA (European Medicines Agency) eingereicht.

Blarcamesin: Fragen und Antworten

Was ist Blarcamesin?

Blarcamesin ist ein experimenteller Small-Molecule-Wirkstoff, der untersucht wird, um den Verlauf der Alzheimer-Krankheit zu verlangsamen. Small-Molecule-Wirkstoffe sind chemisch hergestellte, kleine Moleküle, die in Zellen eindringen und dort gezielt biologische Prozesse beeinflussen können.

Der Wirkstoff bindet an den Sigma-1-Rezeptor, ein Protein, das unter anderem für das Zellwachstum, für Lernprozesse, Gedächtnis sowie Stimmungen eine Rolle spielt. Durch diese Bindung soll Blarcamesin die Autophagie – den natürlichen Abbau fehlerhafter Zellbestandteile – anregen und damit krankhafte Ablagerungen im Gehirn verringern.

Wer entwickelt den Wirkstoff?

Blarcamesin wurde vom Pharmaunternehmen Anavex in New York, USA, entwickelt.

Wie wirkt Blarcamesin?

Blarcamesin aktiviert den Sigma-1-Rezeptor, der verschiedene Schutzmechanismen in Gehirnzellen steuert. Dieser Rezeptor kann unter anderem die Autophagie anregen – ein Prozess, bei dem die Zelle beschädigte oder fehlerhafte Bestandteile abbaut und recycelt.

Durch diese Mechanismen könnte Blarcamesin helfen, neurodegenerative Prozesse zu verlangsamen, die bei Alzheimer auftreten.

Ist Blarcamesin bereits zugelassen?

Nein, Blarcamesin ist bislang nicht zugelassen. Das Unternehmen Anavex hat im Dezember 2024 einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eingereicht. Die Prüfung läuft derzeit.

Wie wurde die Wirksamkeit von Blarcamesin getestet?

In einer klinischen Phase-2b/3-Studie wurde Blarcamesin über 48 Wochen an 462 Menschen im frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit getestet.

Die Ergebnisse:

  • In der höheren Dosierung (50 mg) verlangsamte sich der geistige Abbau um 38,5 %,
  • in der niedrigeren Dosierung (30 mg) um 34,6 % - im Vergleich zur Placebo-Gruppe.

Die Bewertung erfolgte mit der ADAS-Cog-13-Skala, einem bewährten Test, der verschiedene kognitive Fähigkeiten erfasst, darunter Gedächtnis, Sprache, Orientierung, Planungsfähigkeit und zielgerichtetes Verhalten.

Zusätzlich zeigten Biomarker-Analysen:

  • Das Aβ42/40-Verhältnis stieg, ein möglicher Hinweis darauf, dass sich die Bildung schädlicher Amyloid-Ablagerungen verlangsamt.
  • Das Gesamtgehirnvolumen schrumpfte in der Behandlungsgruppe um 37,6 % weniger als in der Placebogruppe.

Die ADCS-ADL-Skala, die den Erhalt alltäglicher Fähigkeiten misst (z. B. Anziehen, Essen, Körperpflege), zeigte einen positiven Trend. Allerdings gab es keinen signifikanten Unterschied zur Placebogruppe - hier bleibt also noch Forschungsbedarf.

Hat Blarcamesin Nebenwirkungen?

Ja, bei vielen Teilnehmenden traten in den ersten 24 Wochen Nebenwirkungen auf, darunter:

  • Schwindel
  • Verwirrung
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Müdigkeit

Diese Nebenwirkungen waren jedoch meist vorübergehend und konnten durch eine Anpassung der Dosis kontrolliert werden.

Kann Blarcamesin Alzheimer heilen?

Nein, Blarcamesin kann Alzheimer nicht heilen. Ziel ist es, den geistigen Abbau zu verlangsamen und die Lebensqualität der erkrankten Menschen zu verbessern.

Wie unterscheidet sich Blarcamesin von anderen Alzheimer-Medikamenten?

Blarcamesin setzt an einem anderen Mechanismus an als viele bisher erforschte Medikamente.

Während Antikörper-Wirkstoffe wie Donanemab oder Lecanemab Amyloid-Plaques direkt abbauen, soll Blarcamesin die zellulären Selbstreinigungsmechanismen aktivieren, um Schäden von innen heraus zu bekämpfen.

Antikörper-Wirkstoffe gegen Alzheimer: Aktuelle Entwicklungen und Studien

Wann könnte Blarcamesin in Deutschland verfügbar sein?

Das hängt von der Prüfung durch die EMA und mögliche weitere Studien ab. Ein Zulassungstermin für die Europäische Union steht derzeit nicht fest.

*Alle Fakten wurden gründlich recherchiert, dennoch kann keine Gewähr übernommen werden. Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) steht in keinerlei Beziehung zum Pharmaunternehmen Anavex.

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