Bluttests zur Diagnostik von Alzheimer
Die Diagnostik der Alzheimer-Krankheit entwickelt sich rapide weiter.
Verschiedene Forschungsteams haben Bluttests zu entwickelt, mit denen die häufigste Form der Demenz erkannt werden kann. Ein Test mit dem Namen „Precivity AD-Bloodtest“ hat bereits die EU-Zulassung erhalten. Er wird nun für den Einsatz in der Praxis vorbereitet.
Der größte Vorteil von Alzheimer-Bluttests ist ihre einfache und kostengünstige Durchführung. Perspektivisch könnten sie etablierte Diagnoseverfahren wie die Liquoruntersuchung oder bildgebende Verfahren zunächst ergänzen und später möglicherweise ganz ersetzen.
Alles Wissenswerte zum aktuellen Stand der Bluttests hier.
Bluttests zur Alzheimer-Diagnose: Fragen und Antworten
Wie wird die Alzheimer-Krankheit bislang diagnostiziert?
Die Alzheimer-Krankheit kann nur durch eine Ärztin oder einen Arzt festgestellt werden. Es gibt keinen zuverlässigen Test zur Selbstdiagnose. Nach einem ärztlichen Gespräch folgen eine körperliche Untersuchung und psychometrische Tests wie der Mini-Mental-Status-Test (MMST). Auch bildgebende Verfahren wie MRT / CT und eine Liquoruntersuchung, also eine Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit können zum Einsatz kommen.
Wie helfen Bluttests bei der Diagnose der Alzheimer-Krankheit?
Ein charakteristisches Merkmal der Alzheimer-Krankheit sind giftige Plaques aus dem Peptid Beta-Amyloid. Dieses Peptid reichert sich bei Alzheimer im Gehirn an und verklumpt. Es wird vermutet, dass Zusammenlagerungen des Peptids, die kleiner als Plaques sind, die Kommunikation der Nervenzellen stören.
Je nach Bluttest können nun unterschiedliche Nachweise im Blut erfolgen:
- Der US-amerikanische Precivity AD-Bloodtest beispielsweise misst das Verhältnis zweier unterschiedlicher Beta-Amyloid-Peptide namens Beta-Amyloid-40 und Beta-Amyloid-42 im Blut. Das Peptid Beta-Amyloid-42 kommt häufiger in den Plaques und Zusammenlagerungen vor, wodurch sich das lösliche Verhältnis der beiden Peptide bei Menschen mit Alzheimer-Demenz verändert. Dieser Test ist nur für Personen geeignet, die bereits an Alzheimer erkrankt sind und Symptome zeigen.
- Einen Nachweis weit vor dem Auftreten der ersten Symptome liefert der Bluttest, den Prof. Dr. Gerwert und sein Team der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam mit dem Forscher Prof. Dr. Scheltens von der Universität Amsterdam entwickelt haben. Der Test misst mit Hilfe des Immuno-Infrarot-Sensor die für Alzheimer charakteristische Fehlfaltung des Peptids Beta-Amyloid, die der Bildung von Plaques vorausgeht und bereits vor dem Auftreten von Symptomen messbar ist. Dieser Test hat allerdings noch keine Zulassung.
Welche Vorteile haben Bluttests?
Zunächst muss einschränkend festgestellt werden, dass Bluttests nur dann einen Vorteil bieten, wenn sie eine ähnliche oder höhere Genauigkeit als etablierte Testverfahren aufweisen.
Bluttests hätten dann den Vorteil, dass sie kostengünstiger durchführbar sind und mit einer geringeren Belastung für die Patientinnen und Patienten einhergehen als die bisherigen Diagnoseverfahren:
- Für bildgebende Verfahren wie ein MRT muss die Patientin oder der Patient in die „Röhre“.
- Bei einer Liquoruntersuchung wird Nervenwasser aus dem Rückenmark entnommen, was manchmal mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden ist.
Kann ich in die Arztpraxis gehen und einen Bluttest machen?
Nein, das ist bislang nicht möglich. Es ist zwar ein erster Bluttest zur Anwendung in der Praxis zugelassen worden, in Deutschland wurde dieser aber noch nicht eingeführt.
Weitere Bluttests stehen vor der Zulassung. Bisher können Bluttests nur in wenigen Speziallaboren ausgewertet werden, so dass die Kapazität gering ist. Hersteller arbeiten daran, die Auswertung zu vereinfachen und so einen flächendeckenden Einsatz zu ermöglichen.
Ist ein Bluttest sinnvoll, der das Risiko an Alzheimer zu erkranken voraussagt?
Es befinden sich auch Bluttests in der Entwicklung, die den Erkrankungsbeginn bei symptomfreien Patientinnen und Patienten über mehr als zehn Jahre vorhersagen können. Diese sind aber aus ethischen Gründen noch nicht für den Einsatz in der Praxis bestimmt, solange es keinen Wirkstoff gibt, der für Betroffene noch vor den ersten Symptomen zugelassen ist.
Wo können Alzheimer-Bluttests noch eingesetzt werden?
Bluttests, vor allem mit prognostischer Qualität, können eine wichtige Rolle bei der Erforschung neuer Wirkstoffe in klinischen Studien spielen. Zum einen könnten so leichter Probandinnen und Probanden im symptomfreien Stadium gefunden werden. Zum anderen könnte die Wirkung neuer Substanzen im Studienverlauf leichter nachvollzogen werden.
Die AFI fördert Prof. Dr. Klaus Gerwert von der Ruhr-Universität Bochum. Prof. Gerwert hat einen Bluttest entwickelt, der eine spätere Erkrankung bis zu 17 Jahre vor Beginn der klinischen Alzheimer-Symptome prognostiziert. Der Test steht in der Praxis noch nicht zur Verfügung.
Weitere Informationen
Immer auf dem Laufenden mit dem AFI-Newsletter
Melden Sie sich für unseren Newsletter an und erhalten Sie regelmäßig aktuelle Informationen zur Alzheimer- und Demenzforschung sowie Updates zu unseren neuesten Ratgebern und Broschüren. Bleiben Sie informiert!