Nicht-medikamentöse Behandlung
Nicht-medikamentöse Behandlungsansätze können Alzheimer-Symptome oft ähnlich gut lindern, wie Medikamente. Welche Therapien zum Einsatz kommen, hängt vom Krankheitsstadium und den Symptomen ab.
Im frühen und mittleren Stadium ist es sinnvoll, die Alltagskompetenzen des Patienten zu stärken und das Denk- und Erinnerungsvermögen zu aktivieren. Lässt das Gedächtnis im Verlauf der Krankheit immer mehr nach, ist es hilfreich, an Alzheimer erkrankte Menschen über ihre Sinne anzusprechen, vor allem über den Geruchs-, Hör-, und Tastsinn. Wichtig ist es, dass diese psychosozialen Interventionen zum Wohlbefinden des Patienten beitragen und ihn nicht überfordern.

Behandlungsansätze: Maßnahmen im Überblick
Gedächtnistraining
Was wird gemacht:
Aktivitäten zur Förderung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Kommunikation, z.B. Rechenaufgaben, Wortspiele, Puzzles, Bilder erkennen, Zahlenreihen vervollständigen, auch als Gruppenaktivität
Wirkungen:
Erhaltung von kognitiven Fähigkeiten, Kommunikation und Lebensqualität
- Was die Ziele des Gedächtnistrainings sind und wie es durchgeführt wird, das lesen Sie in unserem Interview mit der Gedächtnistrainerin Dr. Andrea Friese.
Emotionsorientierte Behandlung
Was wird gemacht:
Wertschätzender, verständnisvoller, liebvoller Umgang ohne Beurteilung der Verhaltensweisen
Erinnerungstherapie: bewusste Beschäftigung mit Erinnerungen der Betroffenen in der Gruppe oder im Einzelgespräch
Wirkungen:
Verbesserung der Lebensqualität, Schaffen von Sicherheit und Geborgenheit
Körperliche und soziale Aktivierung
Was wird gemacht:
Bewegungsangebote und Physiotherapie: Gehübungen, Gymnastik, Kräftigungs- und Konditionstraining
Angebote für gemeinsame Aktivitäten: Essenzubereitung, Diskussionsgruppen, Singen, Musizieren und Tanzen (auch gemeinsam mit anderen Betroffenen)
Wirkungen:
Erhaltung Lebensqualität und Selbstständigkeit, Vermeidung von Apathie und Depression. Bewegung hilft Betroffenen auch bei Unruhe.
Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber
Einzelne Therapien im Überblick
Biographiearbeit oder Erinnerungstherapie
Durch die Biographiearbeit werden beim Patienten gezielt Erinnerungen und Erfahrungen geweckt, beispielsweise durch Fotos, Geschichten, Musik oder Gerüche. Wissen aus der Biographie der erkrankten Person hilft auch Angehörigen im Alltag auf Situationen und Verhalten eines demenziell Erkrankten besser zu reagieren. Ziel ist die geistige Anregung und die Verbesserung der Stimmung des Erkrankten. Da das Langzeitgedächtnis von Alzheimer-Patienten meistens noch lange funktioniert, kann diese Methode auch oft im weiteren Krankheitsverlauf angewandt werden.
Ergotherapie
Bei der Ergotherapie werden durch funktionelle, spielerische, handwerkliche und gestalterische Aktivitäten die Alltagskompetenzen des Patienten gestärkt und möglichst lange erhalten. Die Ergotherapie wirkt besonders gut, wenn sie beim Patienten zu Hause stattfindet.

Kognitives Training
Durch kognitive Stimulation kann bei Patienten im leichten bis mittleren Stadium die Wahrnehmung, die Lern- und Erinnerungsfähigkeit verbessert werden. Das können zum Beispiel einfache Wort- oder Ratespiele sein. Aber auch die gezielte Aktivierung des Langzeitgedächtnisses durch die Unterhaltung über Themen von früher oder über persönliche Gegenstände wird die Kognition angeregt. Gedächtnistrainings, bei denen Gelerntes nur wiederholt wird, sind nicht hilfreich.
Musiktherapie
Musiktherapie kann in allen Krankheitsstadien eine förderliche Wirkung haben. Musik zu machen oder zu hören weckt positive Erinnerungen und Gefühle. Das gilt besonders für das Musizieren oder Musik hören in der Gruppe. Vertraute Melodien können einen beruhigenden und stimmungsaufhellenden Effekt haben.
Snoezelen und Aromatherapie
Beim Snoezelen (aus dem Niederländischen, sprich: „snuselen“) werden die Sinne der Patienten angesprochen. Dabei werden Licht, Klang, Berührung, Geschmack oder Duft eingesetzt. Diese Therapieform ist für jedes Stadium geeignet und hat zumindest geringe positive Effekte auf allgemeine Verhaltenssymptome der Patienten.
Tiergestützte Therapie
In der tiergestützten Therapie werden ausgebildete Haustiere eingesetzt, zum Beispiel Hunde. Durch den Kontakt mit Tieren wird der Patient aktiviert und die Interaktion wird gefördert, auch wenn keine verbale Kommunikation mehr möglich ist.


Physiotherapie
Die Bewegungstherapie wirkt körperlichen Beschwerden entgegen und das Verhalten und die Körperwahrnehmung der Patienten werden positiv beeinflusst. Die Erhaltung der Mobilität steht im Vordergrund.
Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren für Demenzkranke im Frühstadium. Sie wird eingesetzt zur Bewältigung von Angst, Wut oder Depressionen. Betreuer werden außerdem geschult, selbständiges Verhalten durch positive Zuwendung zu fördern.
Transkranielle Pulsstimulation (TPS)
Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine ambulante Behandlungsmethode für Erkrankte im frühen und mittleren Krankheitsstadium.
Hierbei werden durch die Schädeldecke per Ultraschall Impulse in Hirnregionen geschickt, die von der Alzheimer-Krankheit betroffen sind. Ziel ist es, die dortigen Gehirnzellen zu aktivieren und Gedächtnisleistungen anzuregen. Da die Wirksamkeit bislang nicht belegt ist, müssen die Kosten für die Behandlung von den Patientinnen und Patienten selbst getragen werden.
- Erfahren Sie mehr über die Transkranielle Pulsstimulation
Realitäts-Orientierungs-Training
Diese Therapieform unterstützt die räumliche und zeitliche Orientierung der Patienten und ist geeignet für alle Stadien. Erkankten werden aktiv Informationen zu Zeit und Ort angeboten, beispielsweise durch große Uhren und Kalender oder eine einfache Raumbeschilderung.