Medikamente bei Alzheimer
Die Alzheimer-Krankheit ist nicht heilbar, doch Medikamente können Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
Derzeit gibt es drei Gruppen von Medikamenten: Antidementiva, Antidepressiva und Neuroleptika. Zusätzlich können hirnleistungsfördernde Wirkstoffe wie Ginkgo biloba eingesetzt werden.
Ein neues Medikament, Leqembi (Lecanemab), wurde im April 2025 zur Behandlung von Menschen im frühen Alzheimer-Stadium zugelassen.
Hier haben wir für Sie alles über die aktuellen medikamentösen Therapien der Alzheimer-Krankheit zusammengestellt, die in Deutschland zur Verfügung stehen.

Antidementiva: Medikamente gegen den kognitiven Abbau
Antidementiva sollen dem kognitiven Abbau entgegenwirken und die Lernfähigkeit sowie das Gedächtnis unterstützen. Es gibt zwei Gruppen: Acetylcholinesterase-Hemmer und Glutamat-Antagonisten.
Acetylcholinesterase-Hemmer
Diese Medikamente verlangsamen den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin, der für die Signalübertragung zwischen Nervenzellen zuständig ist. Dadurch kann die Denk- und Lernfähigkeit länger erhalten bleiben. Der Abbau der Nervenzellen lässt sich jedoch nicht aufhalten.
In Deutschland sind derzeit drei Präparate zugelassen:
- Donepezil (u.a. Aricept®),
- Rivastigmin (u.a. Exelon®, auch als Pflaster erhältlich)
- Galantamin (u.a. Reminyl®).
Glutamat-Antagonisten
Memantin wird bei mit fortgeschrittener Alzheimer-Krankheit empfohlen. Er schützt die Nervenzellen vor übermäßigem Glutamat, das zu Zellschäden führen kann. So können Lernfähigkeit und Selbstständigkeit im Alltag länger erhalten bleiben.

Ginkgo biloba
Der pflanzliche Wirkstoff Ginkgo biloba wird zur Förderung der Durchblutung eingesetzt. Es gibt Hinweise darauf, dass er bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz unterstützend wirken kann. Eine vorbeugende Wirkung ist bisher nicht belegt.
Obwohl viele Präparate frei verkäuflich sind, sollte die Einnahme immer mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, da Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich sind.
Antidepressiva: Depressionen behandeln
Depressive Symptome wie Antriebslosigkeit, Traurigkeit oder Schlafstörungen treten bei Alzheimer häufig auf. Sie können nicht nur die Lebensqualität einschränken, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit zusätzlich beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, Depressionen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.
Medikamentöse Therapie
Antidepressiva wie Mirtazapin und Sertralin können helfen, die Stimmung aufzuhellen und den Antrieb zu verbessern. Sie regulieren bestimmte Botenstoffe im Gehirn und sind für Menschen mit Alzheimer-Demenz geeignet.
Nicht-medikamentöse Unterstützung
Zusätzlich oder alternativ können nicht-medikamentöse Therapien sinnvoll sein:
- Bewegungstherapie kann nachweislich depressive Symptome lindern.
- Kognitive Verhaltenstherapie wird speziell für Menschen mit leichter Demenz empfohlen.
- Auch Musiktherapie und soziale Aktivitäten können positiv wirken.
Welche Behandlung am besten geeignet ist, sollte individuell mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Lesen Sie mehr über nicht-medikamentöse Therapien bei Alzheimer

Neuroleptika: Nur bei schwerwiegenden Symptomen
Neuroleptika kommen bei starken Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder ausgeprägter Unruhe zum Einsatz.
Da sie mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein können – etwa einem erhöhten Schlaganfallrisiko oder einer möglichen Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten – empfiehlt die aktuell gültige Leitlinie Demenzen, Neuroleptika nur in Ausnahmefällen und unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle einzusetzen.
Medikamente gegen Alzheimer im Überblick
Wirkstoff | Krankheitsstadium | Mögliche Nebenwirkungen |
---|---|---|
Donepezil | Leicht bis mittelschwer | Durchfall, Übelkeit, Erbrechen |
Rivastigmin | Leicht bis mittelschwer | Appetitlosigkeit, Schwindel, Übelkeit |
Galantamin | Leicht bis mittelschwer | Durchfall, Übelkeit, Erbrechen |
Memantin | Mittelschwer bis schwer | Schwindel, Kopfschmerzen, Bluthochdruck |
Ginkgo biloba | Leicht bis mittelschwer | Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschlag |
Palliativversorgung bei Alzheimer
Palliative Versorgung kann Menschen mit Alzheimer in allen Krankheitsphasen entlasten – nicht nur am Lebensende. Seit Februar 2025 wird sie auch offiziell in der S3-Leitlinie Demenzen empfohlen.
Palliativversorgung bedeutet mehr als die Behandlung körperlicher Beschwerden wie Schmerzen, Atemnot oder Unruhe. Sie berücksichtigt auch seelische und soziale Aspekte sowie persönliche Werte und Wünsche. Ziel ist es, Symptome zu lindern und eine möglichst gute Lebensqualität zu ermöglichen - unabhängig vom Krankheitsstadium.
Gerade in fortgeschrittenen Phasen fällt es vielen Menschen mit Alzheimer schwer, ihre Beschwerden mitzuteilen. Daher ist eine aufmerksame Begleitung durch Fachkräfte und Angehörige besonders wichtig.
Palliative Maßnahmen könnten schon früh beginnen, werden aber bisher noch selten in Anspruch genommen.

Neue Medikamente: Fortschritte in der Alzheimer-Forschung
Die medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen wie Alzheimer entwickelt sich stetig weiter.
Antikörper-Wirkstoffe wie Lecanemab und Donanemab zielen darauf ab, die für Alzheimer typischen Proteinablagerungen im Gehirn zu reduzieren und den Krankheitsverlauf zu verzögern. Während Lecanemab in einigen Ländern bereits zugelassen wurde und auf eine Entscheidung in der EU wartet, befindet sich Donanemab noch im Zulassungsverfahren.
Zusätzlich wird an neuen Ansätzen geforscht, darunter Blarcamesin, das die natürlichen Reinigungsmechanismen der Nervenzellen aktivieren soll. Auch dieser Wirkstoff befindet sich aktuell in der Prüfung zur Zulassung in der EU.
Noch gibt es keine Heilung, aber die Forschung macht Fortschritte. Jedes Jahr kommen neue vielversprechende Erkenntnisse hinzu – dank engagierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie der Unterstützung aus der Gesellschaft.

Unterstützen Sie die Alzheimer-Forschung
Noch gibt es keine Heilung für Alzheimer. Doch mit Ihrer Spende kann die Forschung weiter an besseren Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten arbeiten - für eine Zukunft ohne Alzheimer.
Quelle
DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.1, 28.02.2025, verfügbar unter: register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 08.04.2025

Autorin
Dr. Anne Pfitzer-Bilsing
hat sich nach ihrem Studium der Biochemie an der Uni Düsseldorf während ihrer Doktorarbeit auf Amyloide spezialisiert. Seit 2024 leitet sie bei der AFI die Abteilung Wissenschaft.