Alzheimer: Medikamentöse Therapie
Die Alzheimer-Krankheit ist nicht heilbar, doch Medikamente können Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
Die Basistherapie sieht derzeit drei Arten von Wirkstoffen vor: Antidementiva, Antidepressiva und Neuroleptika. Darüber hinaus können hirnleistungsfördernde Wirkstoffe wie Ginkgo biloba eingesetzt werden.
Ein neues Medikament, Leqembi (Lecanemab), wurde im November 2024 von der EMA zur Zulassung empfohlen, ist aber in Deutschland noch nicht erhältlich.
Hier haben wir für Sie alles über die aktuellen medikamentösen Therapien der Alzheimer-Krankheit zusammengestellt, die in Deutschland zur Verfügung stehen.
Antidementiva: Gegen die Demenzsymptome
Antidementiva sollen dem kognitiven Abbau entgegenwirken und die Lernfähigkeit sowie das Gedächtnis unterstützen. Es gibt zwei Hauptgruppen: Acetylcholinesterase-Hemmer und Glutamat-Antagonisten.
Acetylcholinesterase-Hemmer
Acetylcholinesterase-Hemmer verzögern den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin, der für die Signalübertragung zwischen Nervenzellen zuständig ist. Dadurch kann die Denk- und Lernfähigkeit länger erhalten bleiben. Der Abbau der Nervenzellen lässt sich jedoch nicht aufhalten.
In Deutschland sind derzeit drei Präparate zugelassen:
- Donepezil (u.a. Aricept®),
- Rivastigmin (u.a. Exelon®, auch als Pflaster erhältlich)
- Galantamin (u.a. Reminyl®).
Glutamat-Antagonisten
Memantin ist ein Glutamat-Antagonist und wird für Erkrankte mit fortgeschrittener Alzheimer-Krankheit empfohlen. Es schützt die Nervenzellen vor übermäßigem Glutamat und unterstützt somit die Lernfähigkeit und die Gedächtnisleistung
Ginkgo Biloba
Ginkgo Biloba ist ein pflanzliches Mittel aus den Blättern des Ginkgo-Baums und wird zur Förderung der Durchblutung eingesetzt. Es kann das Denk- und Erinnerungsvermögen bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz positiv beeinflussen.
Obwohl viele Präparate frei verkäuflich sind, sollte die Einnahme aber in jedem Fall mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, da Ginkgo biloba Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben kann.
Antidepressiva: Für die psychische Gesundheit
Für Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, sind sich verändernde Lebensumstände und belastende Aussichten nicht leicht zu akzeptieren. Depressionen können die Folge sein.
Da Depressionen nicht nur die Lebensqualität stark einschränken, sondern sich auch negativ auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirken und damit die Symptome der Alzheimer-Krankheit verstärken können, sollten diese unbedingt behandelt werden.
Zur Behandlung depressiver Verstimmungen können neben Psychotherapien Antidepressiva eingesetzt werden.
Diese eignen sich bei Menschen mit Alzheimer-Demenz darüber hinaus auch zur Behandlung von Schlafstörungen, Ängsten sowie leichten psychomotorischen Unruhezuständen, wie Zappeln, Wippen oder häufiges Aufstehen und Hinsetzen.
Die Auswahl an Medikamenten ist allerdings begrenzt. Bei der Alzheimer-Krankheit können Wirkstoffe aus der Gruppe der so genannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt werden.
Neuroleptika: Gegen herausfordernde Verhaltensweisen
Neuroleptika haben eine beruhigende und antipsychotische Wirkung. Sie werden bei Menschen mit Alzheimer gegen herausfordernde Verhaltensweisen wie Wutausbrüche, Halluzinationen und Wahnvorstellungen eingesetzt. Der Einsatz sollte jedoch sorgfältig abgewogen werden, da Nebenwirkungen auftreten können.
Medikamente gegen Alzheimer im Überblick
Medikament | Krankheitsstadium | Nebenwirkungen |
---|---|---|
Donepezil | Leicht bis mittelschwer | Durchfall, Übelkeit, Erbrechen |
Rivastigmin | Leicht bis mittelschwer | Appetitlosigkeit, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall |
Galantamin | Leicht bis mittelschwer | Durchfall, Übelkeit, Erbrechen |
Memantin | Mittelschwer bis schwer | Schläfrigkeit, Schwindel, Atemnot, Bluthochdruck, Verstopfungen, Kopfschmerzen |
Ginkgo biloba | Leicht bis mittelschwer | Durchfall, Hautausschlag, Erbrechen |
Wichtige Hinweise
Die Verträglichkeit der Medikamente kann sich im Verlauf der Alzheimer-Krankheit verändern. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen immer berücksichtigt werden. Eine kontinuierliche medizinische Kontrolle und Unterstützung durch Angehörige ist entscheidend.
Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber
Der Ratgeber Leben mit der Diagnose Alzheimer erläutert, was auf Menschen mit Alzheimer und ihre Familien und Freunde zukommen kann. Beleuchtet werden neben medizinischen und therapeutischen Aspekten auch pflegerische, rechtliche und finanzielle Fragestellungen.
72 Seiten, 2024
Autorin
Dr. Anne Pfitzer-Bilsing
hat sich nach ihrem Studium der Biochemie an der Uni Düsseldorf während ihrer Doktorarbeit auf Amyloide spezialisiert. Seit 2024 leitet sie bei der AFI die Abteilung Wissenschaft.