Gemeinsam den Alltag bewältigen:

Praktische Tipps für den Umgang mit Demenz-Erkrankten

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Familien vor große Herausforderungen.

Oft entscheiden sich Familien dazu, die erkrankten Personen zu Hause zu betreuen, doch mit dem Fortschreiten der Krankheit wird diese Aufgabe immer anspruchsvoller.

Hier finden Sie einige praktische Tipps, die den Alltag mit einem an Demenz erkrankten Menschen etwas leichter machen können.

Richtig miteinander sprechen

Menschen mit Demenz, insbesondere mit Alzheimer, haben zunehmend Schwierigkeiten, sich an Dinge zu erinnern und Gesprächen zu folgen.

Sprechen Sie deshalb langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie komplizierte Begriffe.

Auch wenn es schwieriger wird, ein Gespräch zu führen, bleibt der Austausch wichtig. Blick- und Körperkontakt können helfen, das Verständnis zu fördern und der erkrankten Person Sicherheit zu geben.

Mit aggressivem Verhalten umgehen

Aggressives, reizbares Verhalten ist eine typische Begleiterscheinung von Demenzerkrankungen.

In solchen Momenten ist es wichtig, Ruhe zu bewahren, und sich klarzumachen, dass dieses Verhalten eine Folge der Krankheit ist.

Versuchen Sie, die Situation zu beruhigen und nehmen Sie Aggressionen nicht persönlich - sie sind ein Symptom der Krankheit, kein Angriff. 

Auf eine sichere Fahrweise achten

Im frühen Krankheitsstadien fallen Menschen mit Demenzerkrankungen nicht unbedingt durch unsicheres Fahren auf.

Mit der Zeit wirkt sich jedoch der fortschreitende Verlust der geistigen Fähigkeiten auch auf das Fahrverhalten aus: So fahren Menschen mit Demenz häufig auffallend langsam, verlieren die Orientierung, verfahren sich auf bekannten Strecken, missachten Verkehrsregeln oder überfahren rote Ampeln. 

Wichtig ist, spätestens bei solchen Auffälligkeiten das Gespräch zu suchen. 

Lesen Sie dazu auch unsere Broschüre

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Feste Routinen etablieren

Wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt, können vertraute Routinen zu einem Anker für Betroffene werden.

  • Am einfachsten ist es, sich an bereits vertraute Abläufe zu halten, wie zum Beispiel Aufstehen, Frühstücken, Anziehen oder Duschen. Diese Routinen geben der erkrankten Person Sicherheit und Vertrautheit.
  • Versuchen Sie, möglichst täglich Aktivitäten zu einzubauen, die gut tun, wie zum Beispiel gemeinsame Spaziergänge oder Zeit für soziale Kontakte oder Hobbys.
  • Aktivitäten, die Angst auslösen könnten, sollten behutsam und in kleinen Schritten vorbereitet werden. So behält die erkrankte Person die Übersicht über die Situation, und Angst und Panik entstehen weniger schnell. Dies kann beispielsweise beim Baden oder Duschen, aber auch beim Anziehen hilfreich sein.
  • So etablieren Sie Routinen im Alltag

Einen gesunden Tag-Nacht-Rhythmus fördern

Menschen mit Alzheimer verlieren zunehmend ihr Zeitgefühl, vergessen die Wochentage und können Tag und Nacht immer schlechter unterscheiden.

Die gestörte Hirnfunktion schränkt zudem häufig die Schlafqualität ein, so dass die Erkrankten nachts kürzer schlafen und/oder häufiger aufwachen. Häufig sind die Betroffenen tagsüber müde und wollen mitten in der Nacht aufstehen und sich anziehen.

Da der gestörte Tag-Nacht-Rhythmus für alle Beteiligten belastend sein kann, sollten Angehörige versuchen, durch eine klare Tagesstruktur die Unterscheidung von Tag und Nacht zu erleichtern.

  • So sollten tagsüber die Vorhänge und Jalousien geöffnet werden und auch körperliche Aktivitäten im Freien auf dem Programm stehen. Abends wird die Atmosphäre ruhiger und das Licht gedimmt. 
  • Das Zubettgehen sollte möglichst ruhig und nach einer bestimmten Routine erfolgen, damit der oder die Erkrankte herunterfahren und sich auf den Schlaf einstellen kann.
  • Bei stärkeren Schlafstörungen sprechen Sie mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt.

Beim Essen und Trinken unterstützen

Menschen mit Demenzerkrankungen wie Alzheimer können können im späteren Verlauf der Erkrankung nicht mehr selbst auf ihre Ernährung achten. Sie spüren weniger Hunger und Durst und/oder vergessen, zu essen oder zu trinken. Als Betreuungsperson sollten Sie daher auf regelmäßiges Essen und Trinken achten. Dazu folgende Tipps:

  • Etablieren Sie für die Mahlzeiten möglichst regelmäßige Abläufe, vermeiden Sie Störungen und verwenden Sie Geschirr, das der oder die Erkrankte gut handhaben kann, zum Beispiel tiefe Teller oder Schüsseln. 

  • Stellen Sie immer nur eine Mahlzeit auf einmal auf den Tisch.
  • Lassen Sie die erkrankte Person so viel wie möglich selbst machen, helfen Sie nur, wenn unbedingt nötig.
  • Wenn die Feinmotorik nachlässt, reichen Sie statt einer Gabel einen Löffel oder bereiten Sie das Essen so vor, dass es leicht mit den Fingern gegessen werden kann. Gut als Fingerfood geeignet sind zum Beispiel kleine Frikadellen, Fischstäbchen, halbierte Eier, Gurkenscheiben oder gekochte Kartoffeln.
  • Achten Sie darauf, dass das Essen eine angenehme Temperatur hat.
  • Ermuntern Sie beim Essen immer wieder zum Trinken, so fällt auch das Schlucken leichter.
  • Bei Schluckbeschwerden kann das Essen püriert werden oder Sie probieren Babynahrung, zum Beispiel Obstbrei im Glas.

Die tägliche Körperpflege begleiten

Zu den größten Herausforderungen in der Betreuung gehört oft die Unterstützung bei der Körperpflege, insbesondere beim Baden oder Duschen. Obwohl die Betroffenen zunehmend auf Hilfe angewiesen sind, verweigern sie diese häufig - sei es beim Baden, Duschen oder anderen Aspekten der persönlichen Hygiene. 

Dafür kann es verschiedene Gründe geben:

  • Ungewohnte Intimität: Die Unterstützung beim Baden oder Duschen wird von Betroffenen oft Eingriff in ihre Privatsphäre empfunden. Das Entkleiden kann Gefühle von Verletzlichkeit und Scham auslösen.
  • Unsicherheit und Desorientierung: Ängste vor Stürzen oder der Verlust von Orientierung können zusätzliche Unsicherheit schaffen.
  • Sinnesüberlastung: Laute Wassergeräusche, helles Licht oder intensive Düfte von Pflegeprodukten können ebenfalls Stress auslösen.

Diese Ängste zu verstehen und mögliche Auslöser zu vermeiden, kann für Angehörige ein erster Schritt sein, das Baden und Duschen angenehmer zu gestalten. Oft hilft es auch, die Person noch so viel wie möglich selbst machen zu lassen, um das Gefühl von Kontrolle und Selbstständigkeit zu fördern.

Wenn Ihnen jedoch die Körperpflege zu Hause zu unsicher oder zu anstrengend wird, kann Sie ein mobiler Pflegedienst entlasten.

Das An- und Ausziehen erleichtern

Menschen mit Alzheimer oder anderen Demenzerkrankungen brauchen häufig mehr Zeit zum Anziehen. Sie tun sich schwer, sich Kleidung herauszusuchen oder wählen die falsche Kleidung für Wetter und Jahreszeit. Ermutigen Sie die oder den Erkrankten dennoch immer, sich selbst morgens anzuziehen.

Diese Tipps können dabei helfen:

  • Halten Sie das Angebot klein, also lieber weniger Kleidung, dafür welche, leicht kombinierbar ist. Auch wenn Sie nur ein oder zwei Outfits im Schrank haben, ist das okay.
  • Wenn die erkrankte Person gern dieselben Kleidungsstücke trägt, kaufen sie mehrere gleiche Teile, die sie zwischendurch waschen können.
  • Achten Sie darauf, dass die Kleidung bequem und leicht anzuziehen ist - also große statt kleine Knöpfe, Gummizug statt Reißverschluss und Klett statt Schnürsenkel.
  • Schreitet die Demenz weiter voran, können Sie auch Outfits vorher zurechtlegen, am besten in der Reihenfolge des Anziehens.

Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber

Der Ratgeber Leben mit der Diagnose Alzheimer erläutert, was auf Menschen mit Alzheimer und ihre Familien und Freunde zukommen kann. Beleuchtet werden neben medizinischen und therapeutischen Aspekten auch pflegerische, rechtliche und finanzielle Fragestellungen.
72 Seiten, 2024

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