Umgang mit Menschen mit Demenz - was im Alltag hilft
Die Diagnose Demenz verändert das Leben – für die erkrankte Person ebenso wie für Angehörige. Der Alltag wird herausfordernder, Kommunikation kann schwieriger werden, und vertraute Abläufe funktionieren nicht mehr wie gewohnt.
Doch es gibt Wege, den Alltag zu erleichtern und ein stabiles Miteinander zu schaffen. Ein wertschätzender und geduldiger Umgang hilft, Stress abzubauen und mehr Sicherheit und Wohlbefinden für beide Seiten zu schaffen.
Hier finden Sie einige praktische Anregungen, die den Alltag mit einem an Demenz erkrankten Menschen erleichtern können.

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Richtig miteinander sprechen
Menschen mit Demenz, insbesondere mit Alzheimer, haben zunehmend Schwierigkeiten, sich an Dinge zu erinnern und Gesprächen zu folgen.
Sprechen Sie deshalb langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie komplizierte Begriffe.
Auch wenn Alltagsgespräche irgendwann unmöglich werden, bleibt der Austausch wichtig. Blick- und Körperkontakt können helfen, das Verständnis zu fördern und der erkrankten Person Sicherheit zu geben.

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Mit aggressivem Verhalten umgehen
Aggressives, reizbares Verhalten ist eine typische Begleiterscheinung von Demenzerkrankungen.
In solchen Momenten ist es wichtig, Ruhe zu bewahren, und sich klarzumachen, dass dieses Verhalten eine Folge der Krankheit ist.
Versuchen Sie, die Situation zu beruhigen und nehmen Sie Aggressionen nicht persönlich - sie sind ein Symptom der Krankheit, kein Angriff.

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Feste Routinen etablieren
Wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt, können vertraute Routinen zu einem Anker für Betroffene werden.
- Am einfachsten ist es, sich an bereits vertraute Abläufe zu halten, wie zum Beispiel Aufstehen, Frühstücken, Anziehen oder Duschen. Diese Routinen geben der erkrankten Person Sicherheit und Vertrautheit.
- Versuchen Sie, möglichst täglich Aktivitäten zu einzubauen, die gut tun, wie zum Beispiel gemeinsame Spaziergänge oder Zeit für soziale Kontakte oder Hobbys.
- Aktivitäten, die Angst auslösen könnten, sollten behutsam und in kleinen Schritten vorbereitet werden. So behält die erkrankte Person die Übersicht über die Situation, und Angst und Panik entstehen weniger schnell. Dies kann beispielsweise beim Baden oder Duschen, aber auch beim Anziehen hilfreich sein.

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Für einen ruhigen Schlaf sorgen
Menschen mit Demenzerkrankungen wie Alzheimer verlieren zunehmend ihr Zeitgefühl, vergessen die Wochentage und können Tag und Nacht immer schlechter unterscheiden.
Die gestörte Hirnfunktion schränkt zudem häufig die Schlafqualität ein – Menschen mit Demenz schlafen kürzer, wachen öfter auf und sind tagsüber oft müde.
Eine klare Tagesstruktur kann helfen, Orientierung zu geben: Tageslicht, frische Luft und feste Abläufe am Tag, Ruhe und gedimmtes Licht am Abend. Auch ein regelmäßiges Zubettgehen mit vertrauten Ritualen ist wichtig.

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Beim Essen und Trinken unterstützen
Im Alltag mit Demenz wird auch das Essen zunehmend zur Herausforderung. Viele Erkrankte spüren weniger Hunger und Durst und/oder vergessen, zu essen oder zu trinken. Umso wichtiger ist eine ruhige, regelmäßige Struktur bei den Mahlzeiten.
- Feste Abläufe geben Orientierung – möglichst immer zur gleichen Zeit, mit vertrautem Geschirr und ohne zu viele Reize. Stellen Sie am besten nur eine Mahlzeit auf einmal auf den Tisch.
- Lassen Sie die Person so viel wie möglich selbst machen - auch wenn es manchmal länger dauert. Wenn das Essen mit Messer und Gabel schwerfällt, kann ein Löffel oder gut vorbereitetes Fingerfood den Alltag erleichtern. Geeignet sind zum Beispiel gekochte Kartoffeln, weiches Gemüse oder kleine Frikadellen.
- Auch die Temperatur spielt eine Rolle: Viele empfinden lauwarme Speisen als angenehmer als heißes Essen.
- Ermuntern Sie regelmäßig zum Trinken. Wenn das Schlucken schwerfällt, kann püriertes Essen oder ein Obstbrei aus dem Glas eine gute Alternative sein.

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Saisonales Obst und Gemüse

Die tägliche Körperpflege begleiten
Zu den größten Herausforderungen in der Betreuung gehört oft die Unterstützung bei der Körperpflege, insbesondere beim Baden oder Duschen. Obwohl die Betroffenen zunehmend auf Hilfe angewiesen sind, verweigern sie diese häufig - sei es beim Baden, Duschen oder anderen Aspekten der persönlichen Hygiene.
Dafür kann es verschiedene Gründe geben:
- Ungewohnte Intimität: Die Unterstützung beim Baden oder Duschen wird von Betroffenen oft Eingriff in ihre Privatsphäre empfunden. Das Entkleiden kann Gefühle von Verletzlichkeit und Scham auslösen.
- Unsicherheit und Desorientierung: Ängste vor Stürzen oder der Verlust von Orientierung können zusätzliche Unsicherheit schaffen.
- Sinnesüberlastung: Laute Wassergeräusche, helles Licht oder intensive Düfte von Pflegeprodukten können ebenfalls Stress auslösen.
Diese Ängste zu verstehen und mögliche Auslöser zu vermeiden, kann für Angehörige ein erster Schritt sein, das Baden und Duschen angenehmer zu gestalten. Oft hilft es auch, die Person noch so viel wie möglich selbst machen zu lassen, um das Gefühl von Kontrolle und Selbstständigkeit zu fördern.
Wenn Ihnen jedoch die Körperpflege zu Hause zu unsicher oder zu anstrengend wird, kann Sie ein mobiler Pflegedienst entlasten.

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Das An- und Ausziehen erleichtern
Menschen mit Alzheimer oder anderen Demenzerkrankungen brauchen häufig mehr Zeit zum Anziehen. Sie tun sich schwer, sich Kleidung herauszusuchen oder wählen die falsche Kleidung für Wetter und Jahreszeit. Ermutigen Sie die oder den Erkrankten dennoch immer, sich selbst morgens anzuziehen.
Diese Tipps können dabei helfen:
- Halten Sie das Angebot klein, also lieber weniger Kleidung, dafür welche, leicht kombinierbar ist. Auch wenn Sie nur ein oder zwei Outfits im Schrank haben, ist das okay.
- Wenn die erkrankte Person gern dieselben Kleidungsstücke trägt, kaufen sie mehrere gleiche Teile, die sie zwischendurch waschen können.
- Achten Sie darauf, dass die Kleidung bequem und leicht anzuziehen ist - also große statt kleine Knöpfe, Gummizug statt Reißverschluss und Klett statt Schnürsenkel.
- Schreitet die Demenz weiter voran, können Sie auch Outfits vorher zurechtlegen, am besten in der Reihenfolge des Anziehens.

Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber
Der Ratgeber Leben mit der Diagnose Alzheimer erläutert, was auf Menschen mit Alzheimer und ihre Familien und Freunde zukommen kann. Beleuchtet werden neben medizinischen und therapeutischen Aspekten auch pflegerische, rechtliche und finanzielle Fragestellungen.
72 Seiten, 2025

Autorin
Astrid Marxen
ist Diplom-Soziologin und hat schon während ihres Studiums für verschiedene Zeitungen geschrieben. Seit 2015 macht sie Öffentlichkeitsarbeit für die AFI und ist seit 2020 auch AFI-Pressesprecherin.