Angebote schon in einem frühen Stadium sinnvoll

Betreuung von Menschen mit Alzheimer und Demenz

Bei einer Demenzdiagnose entscheiden sich die meisten pflegenden Angehörigen, die erkrankte Person zunächst im gewohnten Zuhause zu betreuen. Ergänzend kann aber auch die zeitweise Betreuung durch Dritte bereits frühzeitig sinnvoll sein.

Dies entlastet nicht nur die pflegenden Angehörigen, auch die Erkrankten können von der zeitweisen Betreuung durch Fachkräfte und die Kontakte zu anderen profitieren.

Zudem können frühe positive Erfahrungen mit fremder Betreuung gut auf spätere Krankheitsphasen vorbereiten, in denen die Betreuung durch Angehörige allein nicht mehr möglich ist.

Welche Betreuungsangebote Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen nutzen können, haben wir hier zusammengestellt. Dazu gibt es Tipps zur Finanzierung.

1. Ambulante Betreuungsdienste

Ambulante Betreuungs- und Pflegedienste bieten pflegebedürftigen Menschen ein breites Spektrum an Hilfen im Alltag, wobei Betreuungsdienste für die soziale Betreuung und ambulante Pflegedienste (siehe Punkt 2) für die Körperpflege, Wundversorgung oder die Medikamentengabe zuständig sind.

Alltagshilfen für Menschen mit Demenz

Ambulante Betreuungsdienste gibt es in Deutschland seit 2019. 

Ihr Ziel: Pflegebedürftigen den Alltag in ihrer gewohnten Umgebung zu erleichtern - zum Beispiel indem sie mit ihnen einkaufen gehen, gemeinsam kochen oder sie zum Arzt begleiten. 

Gedächtnistraining, Vorlesen oder gemeinsame Gespräche sind weitere Leistungen moderner Betreuungsdienste, die insbesondere bei Menschen mit Demenzerkrankungen dem geistigen Abbau entgegenwirken sollen.

Abrechnung über Pflegesachleistungen

Ambulante Betreuungsleistungen können je nach Bedarf stundenweise oder regelmäßig beansprucht werden. Die Abrechnung erfolgt wie bei ambulanten Pflegediensten ab Pflegegrad 2 über die Pflegesachleistungen der Pflegekasse, mit Pflegegrad 1 kann man den monatlichen Entlastungsbeitrag für die Betreuungsleistung verwenden.

Pflegegrad beantragen

Tipp! Wichtigste Voraussetzung für den Erhalt von Leistungen ist die Einstufung der erkrankten Person in einen von 5 Pflegegraden. In unserem Infoartikel haben wir Ihnen alles rund um die Beantragung eines Pflegegrades zusammengestellt.
Zum Artikel

2. Häuslicher Pflegedienst

Ambulante Pflegedienste unterstützen Menschen mit Demenz im Haushalt, bei der Körperpflege sowie in allen medizinischen Angelegenheiten - und sind damit für Angehörige eine wichtige Entlastung im Pflegealltag. 

Mit Unterstützung eines Pflegedienstes ist es anfangs oft möglich, dass sich die Erkrankten zu Hause selbst versorgen können.

Spezialisierte Hilfen für Demenzkranke

Moderne Pflegedienste beschäftigen heute spezialisierte Pflegekräfte, die mit den besonderen Herausforderungen der Pflege von Demenzkranken vertraut sind und wissen, wie sie die Erkrankten angemessen begleiten und unterstützen können.

Für pflegende Angehörige sind Pflegekräfte von ambulanten Pflegediensten daher häufig nicht nur eine gute Unterstützung im Alltag, sondern auch wichtige Ansprechpartner bei Fragen und Problemen.

Finanzierung der ambulanten Pflege

Übernimmt ein Pflegedienst die Betreuung eines Demenzkranken ganz oder teilweise, kann dies über die Pflegekasse abgerechnet werden. Je nach Pflegegrad stehen dafür Pflegesachleistungen in unterschiedlicher Höhe zur Verfügung. Fallen Kosten für Pflegehilfsmittel wie Einmalhandschuhe oder Vorlagen bei Inkontinenz an, werden diese ebenfalls von der Pflegekasse übernommen.

3. Tages- und Nachtpflege

Bei der Tages- oder Nachtpflege wird die pflegebedürftige Person einen Teil des Tages in einer stationären Einrichtung betreut, die restliche Zeit verbringt sie zuhause. Tages- und Nachtpflege kann für bestimmte Tage bzw. Nächte unter der Woche in Anspruch genommen werden; ein übliches Modell ist die Abholung am Morgen und die Rückkehr am späten Nachmittag.

Vorteile für Angehörige und Betroffene

  • Für pflegende Angehörige schafft regelmäßige teilstationäre Betreuung wertvolle, planbare Freiräume - für den Beruf, für Besorgungen oder für Erholung vom Pflegealltag. In der Nacht kann  teilstationäre Pflege die Pflegepersonen entlasten, deren Angehörige nachts unruhig und/ oder auf Betreuung angewiesen sind.
  • Pflegebedürftige Menschen mit Demenz profitieren in der Tagespflege vor allem von einer geregelten Tagesstruktur und Aktivitäten wie Zeitungslektüre, Spielen oder Spaziergängen. Wer allein lebt oder wenig Kontakte hat, kommt hier unter Menschen - was nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch den geistigen Abbau verlangsamen kann.

Teilstationäre Pflege ab Pflegegrad 2

Teilstationäre Pflege steht Pflegebedürftigen ab Pflegegrad 2 zur Verfügung. Die Kosten liegen je nach Einrichtung und Pflegegrad zwischen 50 und 100 Euro pro Tag.

Wichtig zu wissenDie Pflegeversicherung übernimmt die Kosten für die Tagespflege immer nur bis zu einem bestimmten Betrag, der für die Betreuung, die medizinische Versorgung sowie für den Hol- und Bringdienst vorgesehen ist. Wie bei der stationären Betreuung bleibt immer ein Eigenanteil für Verpflegung, Unterbringung und die so genannten Investitionskosten.

4. 24-Stunden-Pflegekräfte

Eine wichtige Stütze in der häuslichen Pflege von Demenzkranken zuhause sind Pflegekräfte, die rund um die Uhr bei der zu pflegenden Person wohnen und sie betreuen.

Diese Pflegeform ist insbesondere für allein lebende Menschen eine gute Lösung, bietet aber auch im Haushalt lebenden Angehörigen eine gewisse Sicherheit und Möglichkeiten, sich zu erholen oder anderen Verpflichtungen nachzukommen.

Weitere Vorteile der 24-Stunden-Pflege:

  • Die Erkrankten haben eine feste Bezugsperson, dies vermittelt Sicherheit und Geborgenheit.
  • Die Betreuung ist individuell auf die Bedürfnisse der erkrankten Person abgestimmt.
  • Im täglichen Miteinander kann sich eine gute Routine entwickeln.

Wichtig dabei zu wissen:

  • 24-Stunden-Kräfte übernehmen lediglich hauswirtschaftliche Tätigkeiten und die Körperpflege. Medizinische Aufgaben, wie Verbandswechsel oder Verabreichung von Medikamenten dürfen sie nicht durchführen. Außerdem muss ihnen ein eigenes Zimmer (mit WLAN) zur Verfügung stehen und sie dürfen maximal acht Stunden am Tag arbeiten - nicht nachts. 
  • Die Kosten von rund 2.900 Euro im Monat müssen in jedem Fall anteilig selbst übernommen werden, ergänzend kann das Pflegegeld verwendet werden. In der Steuererklärung lässt sich die Pflegekraft als haushaltsnahe Dienstleistung steuerlich geltend machen.

„Wie organisiere ich eine 24-Stunden-Pflegekraft?“

Der Kontakt zu den Betreuungskräften erfolgt in der Regel über Agenturen, die unter anderem im Internet inserieren. Nach einem Erstgespräch vor Ort schickt die Agentur (per E-Mail) eine Auswahl von Kandidatinnen mit entsprechenden Qualifikationen, die für die Betreuung in Frage kommen könnten.

Kommt ein Vertrag zustande, ist die Agentur für alles Organisatorische zuständig, zum Beispiel für die An- und Abreise der Pflegekraft oder die Klärung eventueller Probleme. In den meisten Fällen wechselt die Betreuungskraft etwa alle zwei bis drei Monate.

Tipp! Erfahrungen mit 24-Stunden-Pflege haben inzwischen mehr Menschen als man denkt. Fragen Sie im Ort oder im Freundes- und Bekanntenkreis, ob jemand eine Agentur empfehlen kann.

5. Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege

Wer als Pflegeperson eine Auszeit braucht - zum Beispiel bei Krankheit oder für einen Urlaub - kann die oder den Erkrankten vorübergehend professionell betreuen lassen. 

Dafür gibt es finanzielle Unterstützung von der Pflegekasse, und zwar sowohl für die vorübergehende Pflege zu Hause (Verhinderungspflege) als auch für die zeitweise stationäre Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung (Kurzzeitpflege). 

Für Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege steht ab dem 1. Juli 2025 ein Leistungsbetrag von insgesamt bis zu 3.539 Euro zur Verfügung, bis dahin werden die beiden Leistungen noch getrennt bezuschusst.

6. Hilfe für pflegende Angehörige

Egal welche Form der Demenz, egal in welchem Stadium: Einen Menschen mit Demenz rund um die Uhr zu betreuen, bringt jede Pflegeperson an ihre Grenzen. Sich zeitweise Hilfe von Dritten zu holen, ist deshalb kein Zeichen von Schwäche, sondern richtig.

  • Wer Betreuungsangebote zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung in Anspruch nimmt, gewinnt Zeit für sich selbst - sei es, um an einer Besprechung am Arbeitsplatz teilzunehmen, Zeit mit den Kindern zu verbringen, Einkäufe zu erledigen oder einfach nur, um bei einem Kaffee ein schönes Buch zu lesen.
  • Auch Pflegeaufgaben, die einem selbst schwer fallen, wie Baden oder Duschen, können von Fachkräften übernommen werden - so wird der gemeinsame Alltag wieder entspannter.

Informieren Sie sich, wo Sie professionelle Hilfe finden und welche finanziellen Möglichkeiten Sie als pflegende Angehörige nutzen können. Eine gute Adresse für alle Ratsuchenden ist die Pflegeberatung, die Sie am besten über die Website des Zentrums für Qualität in der Pflege recherchieren können: Zur ZQP Datenbank.

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