Fragen und Antworten (Stand: 15.11.2022)

Ergebnis Alzheimer-Wirkstoff Gantenerumab: Klinische Studie gescheitert

Der Wirkstoff Gantenerumab zeigt keine signifikante Wirkung bei der Behandlung der Alzheimer-Krankheit. Das zeigt die Auswertung der neuen Phase-3 Studien. Die Hoffnung, der Wirkstoff könne in hoher Dosierung doch noch zu einem Erfolg werden, bestätigte sich nicht. Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengestellt.

Gantenerumab: Fragen und Antworten

Was ist Gantenerumab?

Bei Gantenerumab handelt es sich um einen Wirkstoff, der in wissenschaftlichen Studien zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit getestet wurde.

Wer entwickelt den Wirkstoff?

Gantenerumab wurde durch das Pharmaunternehmen F. Hoffmann-La Roche in Zusammenarbeit mit Morphosys getestet. 

Wie wirkt Gantenerumab?

Gantenerumab wirkt auf Grundlage einer passiven Immunisierung. Es handelt sich also um einen Antikörper, der sich gegen ein Ziel richtet – in diesem Fall das für die Alzheimer-Krankheit charakteristische Protein Beta-Amyloid. Aus diesem bestehen die Ablagerungen im Gehirn, die mit der Zerstörung der Nervenzellen in Verbindung gebracht werden.

Wie ist Gantenerumab im Vergleich zu bereits erhältlichen Alzheimer-Medikamenten zu bewerten?

Bislang gibt es in der medikamentösen Therapie der Alzheimer-Erkrankung keine Medikamente, die auf die grundlegenden Mechanismen der Erkrankung einwirken. Die bisherigen Medikamente stimulieren die Hirnleistung, darüber hinaus können Begleiterscheinungen der Erkrankung, zum Beispiel eine Depression, behandelt werden. Gantenerumab setzt dagegen an den für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen Proteinablagerungen im Gehirn an.

An welche Patient*innen richtete sich Gantenerumab?

Der Wirkstoff richtete sich ausschließlich an Patient*innen in einem frühen Krankheitsstadium, die bislang nur geringe Einbußen ihrer geistigen Leistungsfähigkeit haben.

War Gantenerumab nicht eigentlich bereits gescheitert?

Zwei frühere Studien mit dem Wirkstoff Gantenerumab waren 2014 und 2015 gestoppt worden. Zwischenanalysen hatten ergeben, dass kein positiver Ausgang zu erwarten gewesen wäre. Weitere Auswertungen gaben allerdings Grund zur Hoffnung, dass höhere Dosierungen den Verlauf der Alzheimer-Krankheit günstig beeinflussen könnten. Daraufhin wurden 2019 zwei Phase-3 Studien mit höherer Dosis gestartet. 

 

Welche Ergebnisse zeigten die Phase-3 Studien?

In den beiden Phase-3 Studien Graduate-I und Graduate-II wurde Gantenerumab in hoher Dosis an fast 2.000 Proband*innen im frühen Stadium 27 Monate lang getestet. Die Verlangsamung des geistigen Verfalls war allerdings so gering, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich um einen Zufall handelt. Lediglich eine relative Verringerung des Krankheitsforschritts von 8 % und 6 % verglichen mit der Placebo-Gruppe konnten erreicht werden und diese Werte sind statistisch nicht signifikant. Auch die Beseitigung der Beta-Amyloid Ablagerungen war geringer als erwartet.

 

Hat Gantenerumab Nebenwirkungen?

In den bisherigen Studien wurde als Nebenwirkung eine leichte Schwellung des Gehirns beobachtet. Diese trat bei hoher Dosierung bei bis zu einem Drittel der Proband*innen auf, verlief aber zumeist ohne Symptome. Allerdings müssen Hirnschwellungen engmaschig kontrolliert werden, damit es nicht zu gefährlichen Komplikationen wie einer Hirnblutung kommt.

Wie stehen die Chancen für eine Zulassung?

Die die Zulassung maßgeblich vom Ergebnis der Phase-3-Studien abhängt, stehen die Chancen schlecht. Eine Beantragung der Zulassung ist nicht zu erwarten. Auch eine vorangegangene langjährige Studie mit Mutationsträger*innen zeigt keine signifikante Wirkung. 

Kann ich Gantenerumab kaufen oder mir vom Arzt verschreiben lassen?

Nein, Gantenerumab ist ein experimenteller Wirkstoff, der ausschließlich in wissenschaftlichen Studien verwendet wird. Deshalb ist Gantenerumab auch nicht erhältlich.

*Alle Fakten wurden gründlich recherchiert, dennoch kann keine Gewähr übernommen werden. Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) unterhält keine Beziehungen zum Pharmaunternehmen F. Hoffmann-La Roche oder Morphosys.

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