Der Wirkstoff Gantenerumab wird seit fast zehn Jahren zur medikamentösen Behandlung der Alzheimer-Krankheit getestet. Er galt zwischenzeitlich bereits als gescheitert, nun könnte er doch das erste Alzheimer-Medikament seit 2002 werden, das eine Zulassung erhält. Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengestellt.
Bei Gantenerumab handelt es sich um einen Wirkstoff, der in wissenschaftlichen Studien zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit eingesetzt wird.
Gantenerumab wird durch das Pharmaunternehmen F. Hoffmann-La Roche getestet.
Gantenerumab wirkt auf Grundlage einer passiven Immunisierung. Es handelt sich also um einen Antikörper, der sich gegen ein Ziel richtet – in diesem Fall das für die Alzheimer-Krankheit charakteristische Eiweiß Beta-Amyloid. Aus diesem bestehen die Ablagerungen im Gehirn, die mit der Zerstörung der Nervenzellen in Verbindung gebracht werden.
Bislang gibt es in der medikamentösen Therapie der Alzheimer-Erkrankung keine Medikamente, die auf die grundlegenden Mechanismen der Erkrankung einwirken. Die bisherigen Medikamente stimulieren die Hirnleistung, darüber hinaus können Begleiterscheinungen der Erkrankung, zum Beispiel eine Depression, behandelt werden. Gantenerumab setzt dagegen an den für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn an.
Der Wirkstoff richtet sich ausschließlich an Patienten in einem frühen Krankheitsstadium, die bislang nur geringe Einbußen ihrer geistigen Leistungsfähigkeit haben.
Zwei frühere Studien mit dem Wirkstoff Gantenerumab waren 2014 und 2015 gestoppt wurden. Zwischenanalyse hatten ergeben, dass kein positiver Ausgang zu erwarten gewesen wäre.
Weitere Auswertungen zeigten, dass Gantenerumab im Rahmen der Studien zu gering dosiert war. Den Probanden wurde angeboten, die Studie mit einer höheren Dosierung fortzusetzen. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren zeigen, dass Gantenerumab die Menge des Beta-Amyloids verringern konnte. Es liegen allerdings noch keine Ergebnisse vor, ob der Wirkstoff auch die Gedächtnisleistung der Probanden verbesserte.
Derzeit laufen zwei große Phase-3-Studien, die noch Probanden suchen. Die Studien richten sich an Menschen mit Alzheimer, die im Mini-Mental-Status-Test mindestens 22 Punkte erreichen. Die Studiendauer beträgt zwei Jahre, Ergebnisse werden für 2022 erwartet.
In den bisherigen Studien wurde als Nebenwirkung eine leichte Schwellung des Gehirns beobachtet. Diese trat bei hoher Dosierung bei bis zu einem Drittel der Probanden auf, verlief aber zumeist ohne Symptome. Allerdings müssen Hirnschwellungen engmaschig kontrolliert werden, damit es nicht zu gefährlichen Komplikationen wie einer Hirnblutung kommt.
Die Zulassung hängt maßgeblich vom Ergebnis der Phase-3-Studien ab. Sollten diese positiv ausfallen und die Nebenwirkungen beherrschbar sein, könnte eine Zulassung beantragt werden. Allerdings muss hier einschränkend erwähnt werden, dass Gantenerumab in einer langjährigen Studie mit Mutationsträgern keine signifikante Wirkung zeigte. Immerhin zeigte sich, dass Ganternerumab wirkungsvoll Eiweißablagerungen im Gehirn abbaute. Warum dieser Abbau sich nicht positiv auf die kognitiven Funktionen auswirkte, wird gegenwärtig erforscht.
Nein, Gantenerumab kann Alzheimer weder heilen noch den Krankheitsverlauf stoppen. Ziel ist eine Verzögerung der kognitiven Einbußen.
Nein, Gantenerumab ist bislang ein experimenteller Wirkstoff, der ausschließlich in wissenschaftlichen Studien verwendet wird. Deshalb ist Gantenerumab auch nicht erhältlich.
*Alle Fakten wurden gründlich recherchiert, dennoch kann keine Gewähr übernommen werden. Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) unterhält keine Beziehungen zum Pharmaunternehmen F. Hoffmann-La Roche.