Vier Stadien: Verlauf der Alzheimer-Demenz
Bei den meisten Menschen mit Alzheimer verschlechtert sich der Zustand stetig. Es kann aber auch vorkommen, dass die Krankheit scheinbar akut beginnt oder einen wechselhaften Verlauf mit Verschlechterungen und Verbesserungen nimmt. Erfahren Sie mehr über die vier Stadien der Alzheimer-Krankheit.
1. Leichte kognitive Störung (Mild Cognitive Impairment)
In dieser Phase, die auch als Mild Cognitive Impairment (MCI) bezeichnet wird, bestehen nur leichtgradige kognitive Einschränkungen, die von den Betroffenen und ihren Angehörigen nur zum Teil bemerkt werden, in klinischen Tests jedoch nachweisbar sind.
- Menschen mit MCI sind in ihrem Alltag nicht stark eingeschränkt und kommen ohne fremde Hilfe zurecht.
- Bei jungen Erkrankten (unter 65 Jahren) ist die Arbeitsfähigkeit durchaus noch gegeben. Dennoch fallen Menschen mit MCI im Job durch eine verminderte Leistungsfähigkeit auf, insbesondere bei anspruchsvollen Aufgaben oder im sozialen Miteinander.
- Jeder Demenzerkrankung geht ein MCI-Stadium voraus - umgekehrt muss sich jedoch nicht aus jedem MCI eine Demenz entwickeln.
- Lesen Sie alles zur leichten kognitiven Störung (MCI)
2. Frühes Stadium
In diesem frühen Stadium treten erste Störungen des Kurzzeitgedächtnisses auf. Betroffene können sich Informationen nicht mehr so gut merken, haben Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen oder verlegen Gegenstände. Es kann vorkommen, dass sie nicht mehr die richtigen Worte finden und mitten im Satz den „Faden verlieren“.
- Es treten erste Schwierigkeiten bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung auf.
- Einfache Alltagsaufgaben wie Einkaufen, Wäsche aufhängen oder Essen kochen können die Betroffenen noch alleine bewältigen, bei komplizierteren Anforderungen, wie einer Banküberweisung, benötigen sie zunehmend Unterstützung.
Viele Betroffene merken, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Sie wollen sich aber keine Blöße geben und versuchen deshalb, die Einschränkungen zu vertuschen. Sie ziehen sich immer mehr zurück und vermeiden neue und ungewohnte Situationen. Es können Stimmungsschwankungen, Depressionen und Reizbarkeit auftreten.
Verlauf der Alzheimer-Krankheit
3. Mittleres Stadium
In diesem Stadium wird die Krankheit deutlich sichtbar. Neben dem Kurzzeitgedächtnis ist nun auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt. Die Betroffenen können sich immer weniger an wichtige Ereignisse aus ihrem Leben erinnern, zum Beispiel daran, ob sie verheiratet waren, Kinder haben oder welchen Beruf sie ausgeübt haben. Nur frühe Erinnerungen an Kindheit und Jugend tauchen manchmal plötzlich auf und werden dann oft so empfunden, als würden sie gerade erst erlebt.
- Auch sich räumlich zu orientieren, fällt zunehmend schwer. Selbst in den eigenen vier Wänden finden sich Betroffene nicht mehr zurecht.
- Durch den Verlust des räumlichen Sehens werden selbst vertraute Gesichter nicht mehr erkannt.
- Es kommt zu tiefgreifenden Veränderungen im Verhalten und in der Persönlichkeit der Erkrankten, die für sie selbst, aber auch für Angehörige und Freunde eine große Belastung darstellen.
- Viele Erkrankte spüren eine große Unruhe und Nervosität, laufen rastlos in der Wohnung umher oder versuchen wegzulaufen.
- Durch das gestörte Zeitgefühl gerät der Schlaf-Wach-Rhythmus oft durcheinander.
- Die Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit der Betroffenen schlägt oft in Misstrauen, Reizbarkeit, Nervosität und aggressive Ausbrüche um.
Im mittleren Stadium sind Menschen mit Alzheimer zunehmend auf Betreuung und Unterstützung im Alltag angewiesen; eine selbstständige Lebensführung ist nicht mehr möglich.
4. Spätes Stadium / Endstadium
Im Endstadium der Alzheimer-Krankheit verschlechtert sich der Gesundheitszustand stark und die Betroffenen sind rund um die Uhr auf Pflege angewiesen.
Typisch für diese letzte Zeit ist, dass Erkrankte:
- schwächer werden und anfälliger für Krankheiten
- Schwierigkeiten mit dem Essen, Trinken und Schlucken haben
- mehr schlafen
- weniger sprechen.
Im Endstadium haben Menschen mit Demenz ein zunehmend geschwächtes Immunsystem und werden anfälliger für Infektionen. Lungenentzündungen und Atemwegsinfektionen sind daher eine häufige Todesursache bei Menschen mit Alzheimer.
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56 Seiten, 2023
Autorin
Dr. Anne Pfitzer-Bilsing
hat sich nach ihrem Studium der Biochemie an der Uni Düsseldorf während ihrer Doktorarbeit auf Amyloide spezialisiert. Seit 2024 leitet sie bei der AFI die Abteilung Wissenschaft.