Alzheimer-Wirkstoff Oligomannat: Der aktuelle Stand
Oligomannat ist ein Wirkstoff zur Behandlung von Alzheimer, der aus Braunalgen gewonnen wird.
Der Wirkstoff wurde Ende 2019 in China als Alzheimer-Medikament auf den Markt gebracht, in Europa und den USA ist Oligomannat nicht zugelassen, da weitere Studien nach westlichen Standards fehlen.
Hier die wichtigsten Fakten rund um Oligomannat.
Oligomannat: Fragen und Antworten
Was ist Oligomannat?
Bei Oligomannat handelt es sich um einen Wirkstoff, der aus Braunalgen gewonnen wird. Der Wirkstoff mit der speziellen Bezeichnung GV-971 wird derzeit in wissenschaftlichen Studien zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit eingesetzt. In China ist das Präparat seit Ende 2019 auf dem Markt.
Wie wirkt Oligomannat?
Der Wirkmechanismus von Oligomannat wurde bislang nur unzureichend beschrieben. Scheinbar soll der Wirkstoff auf die so genannte Darm-Hirn-Achse einwirken. So sollen Entzündungen im Gehirn verhindert werden, die mit der Alzheimer-Krankheit einhergehen und ihr Fortschreiten begünstigen.
An welche Patientinnen und Patienten richtet sich Oligomannat?
Die ausschließlich in China durchgeführte Phase-3-Studie richtete sich an Personen mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Erkrankung.
Wer entwickelte den Wirkstoff?
Oligomannat wurde vom chinesischen Pharmaunternehmen Green Valley Pharmaceuticals entwickelt.
Wie sind die bisherigen Studienergebnisse einzuschätzen?
Eine abschließende Einschätzung der Ergebnisse ist nicht möglich, da diese bisher nicht publiziert wurden. Die bisher veröffentlichten Fakten zeigen, dass an der Studie 818 Probanden teilgenommen haben. Die Studiendauer betrug allerdings nur 36 Wochen, üblich sind mindestens 78 Wochen, wie es beim Wirkstoff Aducanumab der Fall war. Außerdem wurden nur Probanden für die Studie zugelassen, die kein weiteres Alzheimer-Medikament nahmen. Die Probanden, die mit Oligomannat behandelt wurden, sollen bereits nach vier Wochen in kognitiven Tests besser abgeschnitten haben als die Placebogruppe.
Wie geht es nun weiter?
In China ist das Medikament seit Ende 2019 erhältlich. Für eine Zulassung in Europa oder den USA reichen die Studienergebnisse nicht aus, da die Durchführung der Studie nicht den westlichen Standards entsprach. Green Valley Pharmaceuticals hatte eine Phase-3-Studie mit dem Titel „Green Memory“ gestartet, diese jedoch aufgrund finanzieller Probleme und der COVID-Pandemie frühzeitig beendet.
Wie stehen die Chancen für eine Zulassung in Europa?
Da keine Phase-3-Studie nach westlichen Standards durchgeführt wurde, ist eine Zulassung in Europa nicht absehbar.
Wie ist Oligomannat im Vergleich zu bereits erhältlichen Alzheimer-Medikamenten zu bewerten?
In der medikamentösen Alzheimer-Therapie gibt es derzeit keine Medikamente, die auf die grundlegenden Mechanismen der Erkrankung einwirken. Die bisher eingesetzten Medikamente können lediglich die Hirnleistung verbessern beziehungsweise Begleiterscheinungen wie eine Depression lindern. Oligomannat soll – so die derzeitige Vermutung – die mit der Alzheimer-Krankheit einhergehenden Entzündungsprozesse im Gehirn unterdrücken.
Kann Oligomannat die Alzheimer-Krankheit heilen?
Nein, die bisher veröffentlichten Daten lassen diesen Schluss nicht zu. Im Idealfall könnte Oligomannat das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung verzögern. Das ist aber bislang nicht bewiesen.
Hat Oligomannat Nebenwirkungen?
Nach bisherigen Erkenntnissen scheint Oligomannat gut verträglich zu sein.
Kann ich Oligomannat kaufen oder mir vom Arzt verschreiben lassen?
Nein, Oligomannat ist in Deutschland nicht zugelassen. Der Wirkstoff befindet sich noch in der Entwicklung.
*Alle Fakten wurden gründlich recherchiert, dennoch kann keine Gewähr übernommen werden. Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) unterhält keine Beziehungen zu Green Valley Pharmaceuticals.
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