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Mikrogliazellen für den Kampf gegen Alzheimer fitmachen

Projektdetails:

Thematik: Prävention und Therapie
Förderstatus:abgeschlossen
Art der Förderung:Research
Institution:Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
Projektleitung:Dr. Sabina Tahirovic
Laufzeit:01. November 2018 - 31. Oktober 2021
Fördersumme:120.000,00 Euro
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Was wird erforscht?

Typisch für die Alzheimer-Krankheit sind Proteinablagerungen aus Beta-Amyloid, die sich im Gehirn ansammeln und die Funktion der Nervenzellen massiv stören. In der Nähe dieser Ablagerungen, die auch „Plaques“ genannt werden, finden sich Mikrogliazellen. Diese „Fresszellen“ reinigen das Gehirn, allerdings scheitern sie an den Plaques. Versuche zeigen aber, dass eine Stimulation der Mikrogliazellen deren Leistung tatsächlich ankurbelt und einen Behandlungserfolg verspricht. Dr. Sabina Tahirovic vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in München möchte diesen Mechanismus weiter erforschen.

Wie geht Dr. Tahirovic dabei vor?

Die Arbeitsgruppe um Dr. Sabina Tahirovic weiß aus Experimenten mit speziell präparierten Hirnschnitten, dass sich die Leistung der Mikrogliazellen durch die Substanz „GM-CSF“ verbessern lässt. GM-CSF ist ein stimulierender Faktor, der sich auf die Mikrogliazellen auswirkt. Dabei scheint GM-CSF zu einer Verjüngung der Zellen zu führen. Diese ermutigenden Ergebnisse möchte die Münchener Forschungsgruppe nun an Alzheimer-Mäusen bestätigen. 

Was ist das Ziel des Forschungsprojekts?

In diesem Forschungsprojekt wird die Möglichkeit untersucht, Alzheimer-Plaques durch eine spezielle Aktivierung der Mikrogliazellen zu reduzieren. Somit könnte dieses Projekt einen neuen Ansatz zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit ebnen. Zugleich werden die gewonnenen Ergebnisse helfen, mögliche Nebenwirkungen einer solchen Behandlung bereits jetzt zu erkennen. 

Was konnte Dr. Tahirovic herausfinden? 

Der verjüngende Effekt der Mikrogliazellen durch die Substanz GM-CSF, der bereits in Hirnschnitten beobachtet werden konnte, ließ sich im Alzheimer-Mausmodell nicht bestätigen. Auch die Ablagerung von Beta-Amyloid wurde durch die Gabe von GM-CSF nicht reduziert. Dr. Tahirovic und ihr Team vermuten, dass die Blut-Hirn-Schranke die Substanz daran hindert, ins Gehirn zu gelangen. Aufgrund vorangegangener positiver Ergebnisse wird die Substanz GM-CSF dennoch in einer klinischen Studie der Phase II als möglicher Therapieansatz bei Alzheimer untersucht.
Obwohl die ursprüngliche Hypothese bei Mäusen nicht bestätigt werden konnte, gab es auch vielversprechende Ergebnisse. In zwei verschiedenen Alzheimer-Mausmodellen wurden  Veränderungen an krankheitsrelevanten Molekülen in Mikrogliazellen beobachtet. Diese Moleküle könnten in Zukunft als Biomarker dienen, um die Alzheimer-Krankheit früher und sicherer zu diagnostizieren. Darüber hinaus könnten diese Moleküle als therapeutische Angriffspunkte zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit dienen. Dazu werden nun Hirnproben von verstorbenen Alzheimer-Patient*innen analysiert, um zu prüfen, ob die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragbar sind.

Wofür wurden die Fördermittel verwendet?

Mit den Fördermitteln wurde eine Doktorandenstelle über drei Jahre finanziert (102.000 Euro). Weitere Gelder entfielen auf Labormaterialien, wie zum Beispiel Antikörper (18.000 Euro).

Wissenschaftliche Publikationen auf Basis des geförderten Projekts

Sebastian Monasor, L., Müller, S.A., Colombo, A.V., Tanrioever, G., König, J., Roth, S., Liesz, A., Berghofer, A., Piechotta, A., Prestel, M., Saito, T., Saido, T. C., Herms, J., Willem, M., Haass, C., Lichtenthaler, S. F., Tahirovic, S. (2020) Fibrillar Aβ triggers microglial proteome alterations and dysfunction in Alzheimer mouse models. eLife. 9:e54083.

Lewcock, J.W., Schlepckow, K., Di Paolo, G., Tahirovic, S., Monroe, K.M., Haass, C. (2020) Emerging Microglia Biology Defines Novel Therapeutic Approaches for Alzheimer’s Disease. Neuron. 108:5, 801-821.

Colombo, A., Dinkel, L., Müller, S.A., Monasor, L.S., Schifferer, M., Cantuti-Castelvetri, L., König, J., Vidatic, L., Bremova-Ertl, T., Lieberman, A.P., Hecimovic, S., Simons, M., Lichtenthaler, S.F., Strupp, M., Schneider, S.A., Tahirovic, S. (2021) Loss of NPC1 enhances phagocytic uptake and impairs lipid trafficking in microglia. Nat Commun. 12:1158.

Xiang, X., Wind, K., Wiedemann, T., Blume, T., Shi, Y.,Briel, N., Beyer, L., Biechele, G., Eckenweber, F., Zatcepin, A., Lammich, S. Ribicic, S. Tahirovic, S., Willem, M., Deussing, M., Palleis, C., Rauchmann, B.-S., Gildehaus, F.-J., Lindner, S., Spitz, C., Franzmeier, N., Baumann, K., Rominger, A., Bartenstein, P., Ziegler, S., Drzezga, A., Respondek, G., Buerger, K., Perneczky, R., Levin, J., Höglinger, G.U.,  Herms, J., Haass, C., Brendel, M. (2021) Microglial activation states drive glucose uptake and FDG-PET alterations in neurodegenerative diseases. Science Translational Medicine. 13, eabe5640.

Colombo, A.V., Sadler, R.K., Llovera, G., Singh, V., Roth, S., Heindl, S., Sebastian Monasor, L., Verhoeven, A., Peters, F., Parhizkar, S., Kamp, F., Gomez de Aguero, M., MacPherson, AJ., Winkler, E., Herms, J., Benakis, C., Dichgans, M., Steiner, H., Giera, M., Haass, C., Tahirovic, S., Liesz, A. (2021) Microbiota-derived short chain fatty acids modulate microglia and promote Ab plaque deposition. eLife. 10:e59826.

Biechele, G., Monasor, L.S., Wind, K., Blume, T., Parhizkar, S., Arzberger, T., Sacher, C., Beyer, L., Eckenweber, F., Gildehaus, F.J., von Ungern-Sternberg, B., Willem, M., Bartenstein, P., Cumming, P., Rominger, A., Herms, J., Lichtenthaler, S.F., Haass, C., Tahirovic, S., Brendel, M. (2021) Glitter in the Darkness? Non-fibrillar β-amyloid Plaque Components Significantly Impact the β-amyloid PET Signal in Mouse Models of Alzheimer’s Disease. Journal of Nuclear Medicine. 63(1):117-124.

Bettegazzi, B., Sebastian Monasor, L., Bellani, S., Codazzi, F., Restelli, L.M., Vittorio Colombo, A., Deigendesch, N., Frank, S., Saito, T., Saido, T.C., Lammich, S., Tahirovic, S., Grohovaz, F., Zacchetti, D. (2021) Casein Kinase 2 dependent phosphorylation of eIF4B regulates BACE1 expression in Alzheimer’s disease. Cell Death and Disease. 12:769.

d’Errico, P., Ziegler-Waldkirch, S., Aires, V., Hoffmann, P., Mezö, C., Erny, D., Sebastian Monasor, L., Liebscher, S., Ravi, V.M., Joseph, K., Schnell, O., Kierdorf, K., Staszewski, O., Tahirovic, S., Prinz, M., Meyer-Luehmann, M. (2022) Microglia contribute to the propagation of Aβ into unaffected brain tissue. nature neuroscience. 25, 20–25.

Tüshaus, J., Müller, S.A., Sioma Kataka, E., Zaucha, J. Sebastian Monasor, L., Su, M., Güner, G., Jocher, G., Tahirovic, S., Frishman, D., Simons, M., Lichtenthaler, S.F. (2020) An optimized quantitative proteomics method establishes the cell type-resolved mouse brain secretome. The EMBO Journal. 39:e105693.

Njavro, J. R., Vukicevic, M., Fiorini, E., Dinkel, L., Müller, S. A., Berghofer, A., Bordier, C., Kozlov, S., Halle, A., Buschmann, K., Capell. A., Giudici, C., Willem, M., Feederle, R., Lichtenthaler, S. F., Babolin, C., Montanari, P., Pfeifer, A., Kosco-Vilbois, M., Tahirovic, S. (2023) Beneficial Effect of ACI-24 Vaccination on Aβ Plaque Pathology and Microglial Phenotypes in an Amyloidosis Mouse Model. Cells. 12, 79.

Korzhova, V., Marinković, P., Rudan Njavro, J., Goltstein, P. M., Sun, F., Tahirovic, S., Herms, J., Liebscher, S. (2021) Long-term dynamics of aberrant neuronal activity in awake Alzheimer’s disease transgenic mice. communications biology. 4:1368.


Steckbrief:

Dr. Sabina Tahirovic

Jahrgang:
1976
In der Demenz-Forschung seit:
2010
Geburtsort:
Split, Kroatien
Familienstand:
verheiratet

Hobbys:
Laufen, Aerobic, Kochen

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Ich bin Alzheimer-Forscherin, weil...

ich als Neurowissenschaftlerin nicht akzeptieren kann, dass die geistige Kraft nahestehender Menschen viel zu früh im Leben abhandenkommt und wir immer noch nichts dagegen tun können.

Mein Forschungsprojekt ist besonders aussichtsreich, weil...

wir gerade jetzt beginnen, die verantwortlichen Mechanismen zu verstehen und die ersten vielversprechenden Ergebnisse in Immuntherapien gegen die Alzheimer Erkrankung entdecken. Jedoch, wie bei jeder neuen Therapieentwicklung, müssen wir auf mögliche Nebenwirkungen vorbereitet sein, und die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen der Pathologie tiefer erforschen. Nur so wird es uns gelingen, eine komplexe Krankheit wie Alzheimer zu besiegen.

Ich hoffe, dass die Alzheimer-Forschung in 10 Jahren...

die pathologische Ursache besser verstanden hat und dadurch der Krankheitsverlauf therapeutisch verlangsamt werden kann, so dass betroffene Menschen noch viele Jahre mehr beschwerdefrei leben können.

Persönliche Nachricht:

Mein Team und ich bedanken uns ganz herzlich für Ihr Vertrauen und werden unser aller Bestes geben, dieses Projekt voran zu treiben. Da ich erst seit wenigen Jahren meine unabhängige Forschungsgruppe leite, ist gerade jetzt diese Förderung für mich von großer Bedeutung. Das gegebene Vertrauen bestärkt mich in meiner Arbeit und ermöglicht mir weiterhin, mit meinen Ideen einen Beitrag zur Linderung der Alzheimer-Erkrankung zu leisten.

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