der geschmack von powerballs und finale

06.06.2016
eine klassische alzheimer-laufbahn sieht oft so aus: jemand merkt, dass ein anderer etwas mehr als nur schusselig ist. meist hat es der betroffene dann selbst auch schon gemerkt, sagt aber lieber nichts. irgendwann geht man gemeinsam zum arzt und dort wird festgestellt, dass der betroffene weder uhrzeit oder wochentag noch die jahreszeit benennen kann.

solange es geht, kümmert man sich zuhause, irgendwann wird es zu viel und es geht in ein pflegeheim. da geht es oft bergab, weil der betroffene aus seinem alltag und umfeld raus ist und damit oftmals weniger aktiv bleibt. dabei brauchen gerade alzheimer-patienten reize. am besten emotionale. musik, gerüche, fotos oder sport wecken erinnerungen. deswegen würde ich mir wünschen, dass pflegeheime jetzt zur fußball-em ein gemeinsames ‚public viewing’ anbieten.

sport und damit auch fernseh-sport verbindet. es ist ein gemeinschaftserlebnis. schwarz-rot-gold, die hymne, jubel und enttäuschung, schweiß und schmerz, trauern und triumphieren. das ruft auch bei dementen menschen etwas hervor. es gibt dinge, die vergisst man einfach nicht.

meine oma zum beispiel, hat immer wieder von ihren handballspielen gegen den verein „stern emden“ erzählt, weil die so besonders „ruppig“ waren. das hat sie bis zu ihrem tod mit 88 nicht vergessen. ich bin fest davon überzeugt, dass sportliche großereignisse ältere und auch demente menschen berühren, weil erinnerungen aufpoppen.

so verband meine oma mit dem weltmeistertitel 1954 immer den geschmack von erdbeerkuchen mit sahne. etwas ganz besonderes in der damaligen zeit. meine nicht demente mutter übrigens auch. sie erzählten beide immer so blumig von diesem heißen julitag 1954, dass ich ihn quasi auch schmecken konnte, diesen erdbeerkuchen. und wer weiß... es wäre doch toll, wenn ein alzheimer-patient den europameistertitel für deutschland mit den tollen powerballs verbindet, die die AFi-KiDS zubereitet haben. hier gibt es das rezept (PDF). bleibt stark bis zum finale. welche gerichte erinnern euch an große sportereignisse? vielleicht kriegen wir ja ein tolles rezeptbuch zusammen? schreibt mir gerne.

bleibt stark!

eure


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Zehn Jahre hat Christa Schneider ihre an Alzheimer erkrankte Mutter Trudi begleitet. In einem bewegenden Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen mit der Krankheit. Ihr Fazit: vorbeugen so gut es geht und spenden für die Alzheimer-Forschung.

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