ich suche: HERAUSFORDERUNGEN.
04.11.2019
dieser satz steht in meinem jobprofil auf einem onlineportal. eine freundin ärgert mich immer mal wieder wegen dieses satzes. ich glaube, sie findet ihn provokant und frech. aber es ist so.
in mir steckt eine große sehnsucht nach herausforderungen. überall. in meinem privatleben, wo für mich als mutter dreier kinder jeder tag eine neue herausforderung ist und wo ich in den letzten jahren neue hobbies wie schlagzeug spielen und kickboxen ausprobiert oder als erntehelferin bei der weinlese mitgeholfen habe. auch im beruflichen leben suche ich nach herausforderungen und da hat mir mein ehrenamt als botschafterin der alzheimer forschung initiative eine riesengroße beschert.
die kölner redneragentur GEDANKENtanken, die im frühjahr mit barack obama die kölnarena füllte, hatte mir angeboten, im rahmen einer rednernacht eine 18 minuten lange rede über alzheimer zu halten. ich war sofort begeistert, denn ich sah es als chance, dieses thema, das so wichtig ist und das in unserer gesellschaft bis heute keine lobby hat, in die öffentlichkeit zu tragen.
im fernsehen werden bei den moderationen die sekunden gezählt. jetzt plötzlich die freiheit zu haben, 18 minuten am stück über (m)ein thema zu reden, das war eine große freude und auch ... tatatataaaaa eine große herausforderung. denn das „kleingedruckte“ wurde mir erst später bewusst: 18 minuten lang reden OHNE hilfsmittel, sprich ohne spickzettel, ohne moderationskarten, ohne teleprompter ... ganz blank. diese herausforderung machte mir, die ich bei jeder noch so kleinen moderation ein zettelchen zur sicherheit dabei habe, angst. es schien mir unvorstellbar, so lange etwas komplett frei vorzutragen. doch es ging. und zwar überraschend gut. denn wenn einem etwas wirklich richtig am herzen liegt, dann ist die verbindung zum kopf wie eine freie autobahn ohne tempolimit.
unzählige male hab ich diese rede geübt. zuhause. alleine. im sitzen, im stehen, im liegen. die rede geübt vor meinem mann, meinen kindern oder mit meinen eltern in ostfriesland per facetime. und dann war er da, der große tag. als ich backstage war, also unmittelbar vor meinem auftritt, da fragte ich mich, wie so oft in meinem job: warum tue ich mir das an? warum nur immer wieder diese herausforderungen?? warum nicht einfach mal 08/15? die antwort ist klar. weil ich mich weiterentwickeln möchte. weil stillstand einfach keine option ist. weil ich mich spüren möchte. weil das gefühl, eine herausforderung gemeistert zu haben, zu schön ist. weil es diese momente sind, aus denen ich so viel in mein leben mitnehme. 18 minuten lang haben mir hunderte von zuschauern in einem kuscheligen theater gebannt zugehört. 18 minuten, in denen ich versucht habe, eine botschaft zu senden und von der ich den eindruck habe, dass sie angekommen ist. das macht mich glücklich. und wenn ich manchmal höre, wie meine gerade neunjährige tochter auch wochen später noch beim spielen im kinderzimmer den beginn der rede wie in einem rollenspiel leise vor sich hin murmelt, dann weiß ich, dass auch hier bei uns zuhause etwas hängengeblieben ist und dass man mit der herausforderung, menschen für dieses wichtige thema zu sensibilisieren, nicht früh genug anfangen kann!!! denn – und da schließt sich der kreis – eine der größten herausforderungen der nächsten jahrzehnte wird der umgang mit der alzheimer-krankheit sein. davon bin ich überzeugt!
bleibt stark!
eure
Vita
Okka Gundel wurde 1974 in Ostfriesland geboren. Nach einem Studium der Sozialwissenschaften in Paris, Göttingen und Nizza absolvierte sie von 2002 bis 2003 ein Programm-Volontariat beim WDR. Seit 2004 moderiert die 46-Jährige verschiedene Sportformate im Fernsehen. Bekannt ist sie aus der ARD-Sportschau, dem Morgenmagazin der ARD und den Tagesthemen. Okka Gundel lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Köln. Seit 2012 ist sie Botschafterin der Alzheimer Forschung Initiative.
Lesen Sie das bewegende Interview!
Zehn Jahre hat Christa Schneider ihre an Alzheimer erkrankte Mutter Trudi begleitet. In einem bewegenden Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen mit der Krankheit. Ihr Fazit: vorbeugen so gut es geht und spenden für die Alzheimer-Forschung.