Vaskuläre Demenz
Die Vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die häufigste Demenzform. Bei etwa 15 Prozent aller Demenzen in Europa handelt es sich um eine Form der Vaskulären Demenz. Außerdem sind ungefähr 15 Prozent aller Demenzen eine Mischform aus Alzheimer und Vaskulärer Demenz. Der Begriff „vaskulär“ bedeutet sinngemäß „gefäßbedingt“ oder „die Blutgefäße betreffend“. Bei einer Vaskulären Demenz kommt es aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn zu Schädigungen des Hirngewebes.
Die häufigsten Unterformen der vaskulären Demenz sind:
- Morbus Binswanger, beziehungsweise subkortikale arteriosklerotische Enzelphalopathie (SAE)
- Multi-Infarkt-Demenz
- Genetisch bedingte Unterform
- Mischform aus der Vaskulären Demenz und der Alzheimer-Krankheit

Inhalt
Symptome und Verlauf
Bei der vaskulären Demenz ist es sehr unterschiedlich, welche Symptome im Vordergrund stehen oder auftreten. Dies hängt von der Art der Schädigung im Gehirn ab und davon, an welchem Ort diese entstand. Die Symptome können bei einer vaskulären Demenz je nach Ursache schlagartig, schleichend oder schrittweise auftreten.
Die wichtigsten Symptome:
- Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit und Konzentration
- Verlangsamtes Denken
- Sprachprobleme, eingeschränkter Wortschatz
- Veränderungen im Verhalten, Antriebslosigkeit oder Teilnahmslosigkeit
- Probleme beim Gehen
- Bewegungsstörungen
- Schwierigkeiten beim Kontrollieren der Blase

Wird die Vaskuläre Demenz von einem Schlaganfall verursacht, stellen sich die Symptome häufig plötzlich ein. Sind Arterienverkalkung (Arteriosklerose) oder Bluthochdruck die Ursache, machen sich die Beschwerden meist eher schleichend bemerkbar. Ähnlich wie bei einer Alzheimer-Erkrankung wirken die Patientinnen und Patienten verwirrt und werden langsamer in ihren Reaktionen. Sie haben Schwierigkeiten, zusammenhängend zu reden und sich zu orientieren. Es treten auch Stimmungsschwankungen und Persönlichkeitsveränderungen auf. Das Gedächtnis der Betroffenen bleibt jedoch oft länger erhalten als bei einer Alzheimer-Erkrankung. Es kommt zu körperlichen Einschränkungen wie Unsicherheiten beim Gehen, Lähmungserscheinungen, Sehstörungen und Blasenstörung mit Inkontinenz.
Der Krankheitsverlauf ist individuell sehr unterschiedlich. Es kann vorkommen, dass der Zustand über einen längeren Zeitraum stabil bleibt oder sich überhaupt nicht mehr weiter verschlechtert. Ebenso kann es zu einer schubartigen plötzlichen Verschlimmerung des Zustands zum Beispiel durch einen (weiteren) Schlaganfall kommen.
Wo liegen die Ursachen für eine vaskuläre Demenz?
Das Gehirn funktioniert nur, wenn es kontinuierlich mit Sauerstoff versorgt wird. Dieser wird über das Blut zum Gehirn transportiert. Wenn eine Arterie nun verstopft oder blockiert wird, kann es zu einem Schlaganfall kommen. Dies kann die Ursache für eine vaskuläre Demenz sein. Auch mehrere kleine Schlaganfälle können eine vaskuläre Demenz verursachen. Denn dabei wird die Durchblutung des Gehirns abrupt gestört, zum Beispiel durch ein gerissenes Blutgefäß (Hirnblutung), die Gefäßerkrankung Arteriosklerose oder ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopft (Hirninfarkt). Die häufigere Ursache für eine vaskuläre Demenz ist die schleichende Schädigung von Blutgefäßen durch Arterienverkalkung, also Ablagerungen von Calcium, Fett oder Cholesterin innerhalb der Gefäße, die dadurch verengen und zu erhöhtem Blutdruck führen. Dadurch wird die Blutversorgung immer schlechter und es kann zu einem Versorgungsmangel im Gehirn kommen.
Welche Risikofaktoren gibt es?
Einer Vaskulären Demenz kann vorgebeugt werden, indem das Risiko für einen Schlaganfall minimiert wird. Dazu sollte Erkrankungen vorgebeugt werden, die eine übermäßige Blutgerinnung verursachen und damit einen Schlaganfall auslösen können.
Die wichtigsten Risikofaktoren sind:
- hohes Alter
- Bluthochdruck
- Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern
- Diabetes
- hoher Fettspiegel (Lipide), einschließlich Cholesterin
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Arteriosklerose
- Genetische Faktoren
- Rauchen
Vielen dieser Faktoren lässt sich entgegensteuern – mit ärztlicher Hilfe und einem gesunden Lebensstil.

Lesen Sie dazu auch unseren Ratgeber
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Wie wird Vaskuläre Demenz diagnostiziert?
Am Anfang der Diagnostik steht ein Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin über die persönliche Krankengeschichte. Besonders frühere oder aktuelle Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Hirngefäße, Bluthochdruck und Diabetes sind dabei wichtig. Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach Beschwerden und Problemen im Alltag, Stimmungsschwankungen sowie den Lebensumständen. Auch der Lebensstil und die Einnahme von Medikamenten sind relevante Aspekte bei der Diagnose.
Nach dem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung, um festzustellen, ob Durchblutungsstörungen vorliegen. Durch bildgebende Verfahren wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) können Schädigungen im Gehirn festgestellt werden. Bei einem Verdacht auf eine Vaskuläre Demenz wird vor allem das Herz-Kreislauf-System geprüft, also Blutdruck, Herzgeräusche und Herzgröße. Ebenso wichtig ist der neurologische Status, der die Koordination, Motorik, den Tast- und Gleichgewichtssinn umfasst.
Durch neuropsychologische Untersuchungen wird die geistige Leistungsfähigkeit des Patienten oder der Patientin eingestuft. Dabei werden bestimmte geistige Leistungsbereiche getestet, wie etwa das Gedächtnis und das Konzentrationsvermögen. Dadurch kann festgestellt werden, ob die betroffene Person kognitive Defizite aufweist.
Wie wird Vaskuläre Demenz behandelt?
Eine Vaskuläre Demenz ist nicht heilbar. Die im Gehirn entstandenen Schäden können nicht rückgängig gemacht werden. Ziel der Behandlung ist es, weiteren Schäden vorzubeugen und eine Verschlimmerung der Beschwerden aufzuhalten, beziehungsweise zu verlangsamen. Die betroffene Person soll durch die Behandlung so lange wie möglich ihre Selbstständigkeit behalten. Außerdem sollen auffällige, durch die Vaskuläre Demenz ausgelöste, Verhaltensweisen reduziert und so Leiden gelindert werden. Bei der vaskulären Demenz werden Durchblutungsstörungen im Gehirn mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt. So kann weiteren Schlaganfällen vorgebeugt werden. Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel und erhöhter Blutzucker können ebenfalls medikamentös behandelt werden.
Da die Symptome, die bei einer Vaskulären Demenz auftreten, ganz unterschiedlich sein können, ist die Behandlung sehr individuell. In einigen Fällen werden auch typische Alzheimer-Medikamente verschrieben – vor allem wenn ein Verdacht auf eine Mischform von Vaskulärer Demenz und der Alzheimer-Krankheit vorliegt. Es kommt auch vor, dass Ärztinnen und Ärzte Psychopharmaka verschreiben, um die durch die Vaskuläre Demenz verursachten oder verstärkte Symptome wie Unruhe, Angstzustände, Depressionen und Reizbarkeit zu lindern.

Nicht-medikamentöse Therapie
Es gibt verschiedene Ansätze, eine vaskuläre Demenz ohne Medikamente zu behandeln. Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie können helfen, die kognitiven Fähigkeiten und somit die Lebensqualität der Patientin oder des Patienten zu verbessern. Auch Musiktherapie, Erinnerungsarbeit und Krankengymnastik können Betroffenen helfen.
Vaskuläre Demenz kann mit Gesprächen (kognitive Stimulation) oder Erinnerungsarbeit (autobiographische Arbeit) behandelt werden. Körperliche Betätigung oder Maltherapie können geeignete Behandlungsmethoden darstellen. Sollte der Gang unsicher geworden sein, kann Gehtraining helfen, eigenständiger zu bleiben. Hat der oder die Betroffene Probleme bei der Kontrolle der Blase, gibt es die Möglichkeit von Toilettentraining.
Kurz & Knapp
- Die Vaskuläre Demenz wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht.
- Verwirrung und Orientierungslosigkeit, aber auch Bewegungs- und Koordinationsstörungen sowie Lähmungen können die Folge sein.
- Die Symptome können sich nach einem Schlaganfall plötzlich zeigen oder durch Arterienverkalkung und Bluthochdruck schleichend auftreten.
- Bereits vorhandene Schädigungen des Gehirns können nicht mehr rückgängig gemacht werden.