Erinnerungen, die auf kaputten Bahnschienen reisen
Was wissen wir über das Absterben der Nervenzellen im Gehirn? Zwischen Nervenzellen werden ständig Informationen transportiert, die unter anderem dafür sorgen, dass wir uns an Dinge erinnern. Damit diese Informationen weitergeleitet werden können, braucht es gute Transportsysteme, die im Falle von Nervenzellen vor allem auf röhrenähnlichen Strukturen basieren, die bspw. die Nervenzellen und Synapsen verbinden. Stellen Sie sich folgendes Bild vor: Diese röhrenähnlichen Strukturen funktionieren wie Bahnschienen. Diese Bahnschienen sind aber nicht starr, sie ändern häufig ihre Richtung und müssen deshalb immer wieder auf- und abgebaut werden. Jetzt kommt das Tau-Protein ins Spiel, zu dem wir in unserem Projekt forschen. Das Tau-Protein setzt sich an die Bahnschienen und dient der Stabilität, aber es sorgt auch dafür, dass die Schienen aufgebaut oder zerstört werden. Das macht das Protein nicht allein, dafür holt es sich Hilfe. Wir wissen, dass diese Helfer des Tau-Proteins Enzyme sind und dass sie unter anderem Bahnschienen markieren, die abgebaut werden sollen. Was wir allerdings nicht wissen, ist, was genau das für Enzyme sind.
Mithilfe des Tau-Proteins das schwarze Schaf finden
Unsere Vermutung ist, dass einer dieser Helfer des Tau-Proteins, also eines der Enzyme, fälschlicherweise Bahnschienen zum Abbau markiert, die nicht abgebaut werden sollten. Und dass deshalb Stoffe nicht mehr transportiert werden können, die der Mensch dringend braucht. Man kann sich diese Stoffe wie Passagiere vorstellen, die ihr Ziel nicht erreichen, weil die Bahntrasse unterbrochen wurde. Beim Alzheimer-Patienten zeigt sich das schließlich in Erinnerungsverlust. In unserem Projekt versuchen wir jetzt mithilfe des Tau-Proteins sozusagen das schwarze Schaf unter den Helfern herauszufinden. Wenn uns das gelingt und wir genau wissen, welches Enzym das ist, kann auf Basis unserer Forschung ein Medikament entwickelt werden, das genau dieses Enzym daran hindert, zu arbeiten.
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Ihr Beitrag, der nun über die AFI zu einem substantiellen Beitrag zur Erforschung der Alzheimer-Erkrankung geworden ist, ist eine der wenigen Möglichkeiten für die akademischen Forschungsinstitute sinnvolle biomedizinisch-relevante Forschung zu finanzieren. Wir identifizieren und erforschen grundlegende Krankheitsmechanismen der Alzheimer-Erkrankung. Nur die akademische Forschung stellt ihre Ergebnisse allen Forschern und auch pharmazeutischen Entwicklern zur freien Verfügung. Durch jedes Forschungsprojekt wird also neues Wissen generiert, was durch andere Forschende und auch Therapieentwickler aufgegriffen wird, wodurch letztendlich erst ein wirkliches molekulares Verständnis der Alzheimer-Erkrankung entstehen kann. Dies wiederum ist die Basis für eine zielgerichtete Entwicklung von echten Therapiemöglichkeiten.
Dr. Dr. Hans Zempel, Uniklinik Köln