Er steht unter Verdacht, in rund 132 seiner etwa 800 veröffentlichten Studien manipulierte wissenschaftliche Ergebnisse verwendet zu haben. Die National Institutes of Health (NIH) haben bereits 2023 eine Untersuchung eingeleitet und in mindestens zwei Fällen wissenschaftliches Fehlverhalten bestätigt. Die betroffenen Arbeiten erstrecken sich über den Zeitraum von 1997 bis 2023 und betreffen zentrale Forschungsbereiche zu Alzheimer und Parkinson.
Was wurde mutmaßlich gefälscht?
Masliah wird vorgeworfen, Aufnahmen von Hirngewebe und so genannte Western Blots gefälscht zu haben. Ein Western Blot ist ein Verfahren, mit dem Forschende bestimmte Proteine in einer Probe nachweisen können. Dabei werden die Proteine nach ihrer Größe sortiert und durch eine spezielle Markierung sichtbar gemacht.
Die Fälschungen betreffen zentrale Bereiche der Forschung zu den verklumpten Proteinen im Gehirn bei Alzheimer sowie zum alpha-Synuclein-Protein, das eine Schlüsselrolle bei Parkinson spielt. Besonders problematisch ist, dass manipulierte Bilder in mehreren wissenschaftlichen Studien verwendet wurden, obwohl die Bedingungen der Versuche in den einzelnen Studien unterschiedlich waren.
Was bedeutet der Fälschungsskandal für die Demenzforschung?
Tatsächlich waren Masliahs Arbeiten grundlegend für die Alzheimer- und Parkinson-Forschung und wurden in den letzten fast drei Jahrzehnten mehr als 50.000 Mal zitiert. „Dennoch müssen heute nicht alle Ergebnisse, die auf Masliahs Arbeiten basieren, in Frage gestellt werden", sagt Dr. Linda Thienpont, stellvertretende Geschäftsführerin der AFI. „Forscher*innen im Labor erkennen in der Regel schnell, ob eine Eingangshypothese stimmt oder nicht. Dennoch stellt sich die Frage, warum viele Arbeitsgruppen lange nicht bemerkt haben, dass einige von Masliahs Ergebnissen fragwürdig sind. Jetzt gibt es sicherlich Ergebnisse, die revidiert werden müssen, was für die betroffenen Arbeitsgruppen sehr bedauerlich ist und zusätzliche Arbeit bedeutet."
Darüber hinaus erschüttert der Fall massiv die Glaubwürdigkeit eines bedeutenden Teils der Neurowissenschaften. Thienpont: "Es ist enttäuschend, dass ein renommierter Wissenschaftler so eklatant gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis verstößt und damit Vertrauen missbraucht. Der Imageschaden für die Neurowissenschaften ist beträchtlich, aber die Demenzforschung steht weiterhin auf einem soliden Fundament".
Welches Fazit können wir ziehen?
„Es muss nun viel Vertrauen wiederhergestellt werden“, sagt Dr. Linda Thienpont. „Die Wissenschaft korrigiert sich in der Regel selbst, aber warum es in diesem Fall mit Eliezer Masliah so lange gedauert hat, bis die Fälschungen aufgedeckt wurden, müssen sich nun alle Beteiligten fragen.“