Technische Hilfsmittel
für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Technische Entwicklungen bieten viele Chancen – auch für Menschen mit Demenz und ihre Familien.
Digitale Anwendungen und technische Hilfsmittel können den Alltag mit Demenz erleichtern, die Selbstständigkeit stärken und pflegende Angehörige entlasten. Gleichzeitig gilt es zu prüfen, welche Lösungen wirklich zum Alltag und den individuellen Fähigkeiten passen.
Auf dieser Seite stellen wir technische Hilfsmittel vor, die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen können und zeigen, worauf es bei der Auswahl ankommt.

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Hilfsmittel gezielt auswählen
Technische Hilfsmittel können den Alltag mit einer Demenz spürbar erleichtern, aber nicht jede Lösung passt automatisch in jede Lebenssituation. Deshalb lohnt es sich, genau hinzuschauen und die Auswahl gut zu planen.
Worauf Angehörige bei der Auswahl achten sollten
- Nutzen Sie Hilfsmittel dort, wo sie wirklich helfen: Überlegen Sie gemeinsam, in welchen Bereichen Unterstützung sinnvoll ist.
- Fördern Sie die Selbstständigkeit: Nehmen Sie Aufgaben nicht vorschnell ab.
- Achten Sie auf persönliche Vorlieben: Wer Spaß an Technik hat, kommt mit einer Erinnerungs-App oft gut zurecht, andere fühlen sich mit einem klassischen Kalender oder farbigen Merkzetteln wohler.
Hilfsmittel sollten sich gut in den Alltag einfügen und regelmäßig überprüft werden.
Wenn Sie unsicher sind, welche Lösung zu Ihrer Situation passt, helfen Wohnberatungsstellen, Pflegestützpunkte, Ergotherapeuten oder regionale Alzheimer-Gesellschaften weiter. Sie kennen bewährte Produkte und können individuell beraten.

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Erinnerung und Orientierung im Alltag
Wenn Gedächtnis und Orientierung nachlassen, können einfache technische Hilfen Struktur und Sicherheit in den Alltag bringen. Sie erinnern an wichtige Aufgaben, unterstützen bei der Tagesplanung und erleichtern die zeitliche Orientierung.
- Intelligente Uhren wie BBrain oder DayClock zeigen an, was als Nächstes ansteht, und erinnern per Ton oder Lichtsignal an Termine oder die Medikamenteneinnahme.
- Manche Geräte lassen sich sogar selbst besprechen, dies macht Erinnerungen persönlicher und vertrauter.
- Auch analoge Hilfen wie große Wandkalender, gut sichtbare Tagespläne oder farbige Merkzettel können helfen, den Überblick zu behalten.
- Wer häufig Gegenstände verlegt, profitiert von Ortungsgeräten oder Schlüsselfindern, die per Ton oder Lichtsignal aktiviert werden können.
Tipp: Wählen Sie Hilfsmittel, die zur erkrankten Person passen und sich leicht bedienen lassen.

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Sicherheit und Mobilität
Wenn ein Mensch mit Demenz zu Hause betreut wird, spielt Sicherheit eine große Rolle. Angehörige möchten Unfälle vermeiden – gleichzeitig soll die erkrankte Person möglichst selbstständig bleiben. Technische Hilfsmittel können beides unterstützen.
- In Küche und Haushalt sorgen automatische Abschaltfunktionen an Herd, Wasserkocher oder Bügeleisen dafür, dass nichts anbrennt, wenn etwas vergessen wird.
- Wassersensoren oder Überlaufschutzsysteme können hilfreich sein, um Schäden im Bad zu vermeiden.
- Eine gute, blendfreie Beleuchtung kann Orientierung geben, ideal sind Sensorleuchten, die auch nachts für Sicherheit sorgen.
- Haltegriffe, rutschfeste Matten und Duschsitze können helfen, Stürze im Bad zu verhindern. Auch für das Schlafzimmer gibt es Sturzmatten und Aufstehhilfen neben dem Bett.
- Rollatoren und Gehhilfen fördern die Bewegungsfreiheit im Haus und unterwegs.

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Sicherheit bei Hinlauftendenz
Viele Menschen mit Demenz entwickeln im Verlauf der Erkrankung eine sogenannte Hinlauftendenz (früher: Weglauftendenz) – sie machen sich plötzlich auf den Weg und finden den Weg nach Hause nicht mehr. Für Angehörige kann das sehr belastend sein, denn das Risiko für gefährliche Situationen ist hoch.
Technische Hilfsmittel können das Risiko zu verringern:
- Sensormatten und Türalarme registrieren Bewegungen und geben ein akustisches Signal, wenn jemand die Wohnung verlässt. So werden Angehörige sofort informiert.
- Auch Ortungssysteme und GPS-Tracker – etwa als Smartwatch oder Anhänger – können im Notfall hilfreich sein.
- Geofencing-Apps ermöglichen es Angehörigen, einen sicheren Bereich für den Menschen mit Demenz festzulegen (zum Beispiel Haus und Garten oder einen nahegelegenen Park). Verlässt die erkrankte Person diesen Bereich, sendet die App einen Alarm auf das Handy der Betreuungsperson.
Wichtig: Jede Art von Ortungssystem bringt Menschen mit Demenz mehr Freiheit und Sicherheit, greift aber auch immer in deren Privatsphäre ein. GPS-Uhren und Co. sollten daher immer nur im Einverständnis mit der erkrankten Person eingesetzt werden.
Soziale Kontakte und Kommunikation
Ein stabiles soziales Umfeld und regelmäßiger Kontakt zu vertrauten Menschen sind für Menschen mit Demenz besonders wichtig. Sie geben Sicherheit, fördern das Wohlbefinden und können helfen, Einsamkeit vorzubeugen.
Gerade für Alleinlebende kann es mit fortschreitender Erkrankung schwierig werden, soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten oder die eigenen Bedürfnisse klar mitzuteilen. Digitale Anwendungen auf Tablets oder Smartphones können hier eine wertvolle Unterstützung sein.
- Intelligente Uhren und Kommunikations-Apps können Sprachnachrichten von Angehörigen abspeichern, die per Knopfdruck abgespielt werden können – das schafft Nähe, auch über Distanz.
- Neue Gesprächs-Apps, die auf künstlicher Intelligenz basieren, können als virtuelle Gesprächspartner dienen und dabei helfen, dass sich Menschen weniger einsam fühlen.
Solche Anwendungen sollten unterstützend wirken, aber den persönlichen Kontakt niemals ersetzen. Gespräche, gemeinsame Erlebnisse und Berührungen bleiben die wichtigste Verbindung zwischen Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen.

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Digitale Angebote zur Aktivierung und Erinnerung
Digitale Medien können dabei helfen, Erinnerungen zu wecken und Gespräche anzuregen. Die sogenannte Erinnerungstherapie (Reminiszenztherapie) zur Aktivierung gilt als bewährte, nicht-medikamentöse Therapie bei Demenzerkrankungen.
Fotos, Musik oder kurze Videos aus dem Leben der erkrankten Person können positive Emotionen hervorrufen und das Gespräch erleichtern – sei es gemeinsam mit Angehörigen oder mithilfe digitaler Anwendungen.
Beispiele für digitale Angebote:
- „Auguste“-App der Alzheimer Gesellschaft Niedersachsen
- „Senioren und Angehörigen“-App der Firma media4care
- „Basetalk“ – ein Forschungsprojekt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (mit kostenloser Online-Schulung)
Zum Schluss
Technische Hilfsmittel können den Alltag mit Demenz sicherer und einfacher machen – entscheidend ist, dass sie wirklich zum Menschen und zu seinem Umfeld passen. Nicht jede Lösung funktioniert für alle, manches bewährt sich erst im Ausprobieren. Wichtig ist, dass Technik den Alltag unterstützt, ohne zu überfordern.
Diese Seite bietet eine erste Orientierung und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Einen umfassenderen Überblick und unabhängige Informationen finden Sie auf der Webseite der Verbraucherzentrale und im Wegweiser Demenz.

Lesen Sie auch unseren Ratgeber
Der kostenfreie Ratgeber Für Menschen mit Demenz da sein bietet pflegenden Angehörigen Orientierung, praktische Anregungen für den Alltag und Hilfe zur Selbstfürsorge. Er unterstützt dabei, Herausforderungen zu meistern und gut für sich selbst zu sorgen.
kostenfrei
100 Seiten, 2025

Autorin
Pia Ellissen, M.Sc.
hat ihren Master in Molekularbiologie am ZMBP Tübingen gemacht und anschließend in der Diagnostik gearbeitet. Seit 2023 arbeitet sie bei der AFI in der Abteilung Wissenschaft.



