Zurück zur Übersicht

Einzigartiges menschliches Modell zur Untersuchung von Immunzellen im Gehirn

Projektdetails:

Thematik: Ursachenforschung
Förderstatus:abgeschlossen
Art der Förderung:Early Career
Institution:Universitätsklinikum Tübingen, Hertie Institut für klinische Hirnforschung
Projektleitung:Dr. Gaye Tanriöver
Laufzeit:01. Januar 2021 - 31. Dezember 2022
Fördersumme:50.000,00 Euro
Bild

Um Alzheimer zu heilen, müssen wir die Ursachen der Krankheit entschlüsseln – ein langwieriger Prozess. Helfen Sie uns darum mit einer Fördermitgliedschaft.


Was wird erforscht?

Die Immunzellen des Gehirns heißen Mikrogliazellen und übernehmen dort wichtige Funktionen bei Entzündungen, der Beseitigung von Abfallstoffen und der Verknüpfung von Nervenzellen. In zahlreichen Studien wurden Genvarianten in Mikrogliazellen bei Alzheimer-Patienten entdeckt. Das deutet auf einen Zusammenhang zwischen den Mikrogliazellen und der Alzheimer-Krankheit hin. Dr. Gaye Tanriöver vom Universitätsklinikum Tübingen möchte in ihrem Forschungsprojekt herausfinden, welche Rolle die Mikrogliazellen bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit spielen.

Wie geht Dr. Tanriöver dabei vor?

Die Wissenschaftlerin arbeitet dabei mit einem einzigartigen Modell. Dazu werden organähnliche Gewebestrukturen aus menschlichen Hautzellen gezüchtet. Das innovative Verfahren ermöglicht die Nachbildung von menschlichen Krankheitsmodellen und kann so Tierversuche überflüssig machen. Für die Entwicklung dieser sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) wurde 2012 der Medizin-Nobelpreis verliehen. Die Stammzellen werden genetisch so verändert, dass ein erhöhtes Risiko für die Alzheimer-Krankheit besteht. Durch die Gabe spezieller Wachstumsfaktoren können sich aus den Stammzellen verschiedene Gehirnzellen, wie die Mikrogliazellen, entwickeln. Anschließend wird unter einem hochauflösenden Mikroskop live beobachtet, wie die Mikrogliazellen auf krankhafte alzheimertypische Ablagerungen reagieren.

Was ist das Ziel des Forschungsprojekts?

Durch das bessere Verständnis, wie Mikrogliazellen und die Alzheimer-Krankheit zusammenhängen, können neue Therapieansätze erschlossen werden.

Was konnten Dr. Tanriöver und Dr. Kronenberger-Versteeg herausfinden? 

Dr. Tanriöver und Dr. Kronenberg-Versteeg haben gemeinsam mit ihrem Team erfolgreich ein menschliches Krankheitsmodell für die Alzheimer-Krankheit nachgebildet. Sie konnten mit Hilfe von menschlichen induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) Immunzellen des Gehirns generieren. Darüber hinaus gelang es ihnen, in Maus-Hirnschnitten solche Beta-Amyloid-Ablagerungen herbeiführen, die denen im Gehirn von Alzheimer Patient*innen ähneln. Anschließend wurden die erzeugten Immunzellen auf Hirnschnitte von Mäusen und Menschen transplantiert und deren Verhalten in Bezug auf die Beta-Amyloid-Ablagerungen beobachtet. 
Die ersten Resultate sind vielversprechend und deuten darauf hin, dass die generierten Immunzellen in den Gewebeschnitten denen im menschlichen Hirn ähnlich sind und ebenso auf krankhafte Veränderungen reagieren, wie beim Menschen zu erwarten ist. Das bedeutet, dass das neu entwickelte menschliche Modell kann nun erfolgreich für die Untersuchung der Immunzellen im Gehirn von Alzheimer-Patient*innen genutzt werden.
In einem nächsten Schritt werden die Forscher*innen nun die generierten Immunzellen mit Hinblick auf bestimmte krankheitsbedingte Mutationen analysieren. 

Wofür wurden die Fördermittel verwendet?

Die Fördermittel wurden überwiegend für Labormaterialien (45.820 Euro) wie Antikörper und Wachstumsfaktoren genutzt sowie für die Teilnahme an Workshops und Meetings (4.180 Euro).

Wissenschaftliche Publikationen auf Basis des geförderten Projekts

Barth, M., Bacioglu, M., Schwarz, N., Novotny, R., Brandes, J., Welzer, M., Mazzitelli, S., Häsler, L.M., Schweighauser, M., Wuttke, T.V., Kronenberg-Versteeg, D., Fog, K., Ambjørn, M., Alik, A., Melki, R., Kahle, P.J., Shimshek, D.R., Koch, H., Jucker, M., Tanriöver, G. (2021) Microglial inclusions and neurofilament light chain release follow neuronal α-synuclein lesions in long-term brain slice cultures. Molecular Neurodegeneration. 16:54.

Sehen Sie sich die Videobotschaft von Dr. Tanriöver an.

Seit 2022 wurde das Projekt von Dr. Deborah Kronenberg-Versteeg weitegeführt.


Steckbrief:

Dr. Gaye Tanriöver

Jahrgang:
1987
In der Demenz-Forschung seit:
2011
Geburtsort:
Istanbul
Familienstand:
ledig

Hobbys:
Yoga, Wandern, vielseitige Sportarten, Kochen

Bild

Ich bin Alzheimer-Forscherin, weil…

ich die biologische Komplexität des menschlichen Gehirns verstehen und diese Erkenntnisse zur Verbesserung und Verlängerung des menschlichen Lebens nutzen möchte.

Mein Forschungsprojekt ist besonders aussichtsreich, weil…

wir ein einzigartiges funktionelles humanes Modell entwickeln, um die Rolle von humanen Mikroglia in Alzheimer zu verstehen.

Ich hoffe, dass die Alzheimer-Forschung in 10 Jahren…

neue Biomarker für die Frühdiagnose, vorbeugende Therapien sowie kombinatorische Therapien für bereits diagnostizierte Patienten ermöglicht.

Persönliche Nachricht:

Als junge Forscherin bin ich den Spenderinnen und Spendern sehr dankbar, dass sie den innovativen und aussichtsreichsten Projekten eine Chance geben.

Möchten Sie unseren Newsletter abonnieren?

Haben Sie Fragen?

Fieldset

Vertrauen & Transparenz