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Mit Algen gegen Alzheimer

Projektdetails:

Thematik: Prävention und Therapie
Förderstatus:abgeschlossen
Art der Förderung:Research
Institution:Universitätsklinikum Bonn und die Erasmus Universität Rotterdam (NL)
Projektleitung:Prof. Dr. Dr. Dieter Lütjohann
Laufzeit:01. November 2018 - 31. Oktober 2020
Fördersumme:15.000,00 Euro
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Was wird erforscht?

Störungen des Cholesterinstoffwechsels begünstigen nach neuesten Erkenntnissen die Alzheimer-Krankheit. Deshalb könnten Wirkstoffe, die diese Störungen beheben, auch zur Behandlung von Alzheimer geeignet sein. Prof. Dieter Lütjohann vom Universitätsklinikum Bonn hat im Rahmen eines ebenfalls von der Alzheimer Forschung Initiative e.V. geförderten Forschungsprojekts herausfinden können, dass die Alge Sargassum fusiforme eben diese Eigenschaften mitzubringen scheint. Die Einnahme der Alge verbesserte das Kurzzeitgedächtnis von Alzheimer-Mäusen. Zudem sorgte die Alge dafür, dass sich die Bildung von Alzheimer-Plaques um 80 Prozent verringerte. Im Nachfolgeprojekt will Prof. Lütjohann nun gemeinsam mit Dr. Monique Mulder von der Universität Rotterdam analysieren, welche Bestandteile von Sargassum fusiforme für die positive Wirkung verantwortlich sind.

Wie gehen Prof. Lütjohann und Dr. Mulder dabei vor?

Mit modernen Analyseverfahren will die deutsch-niederländische Forschungsgruppe die Bestandteile der Alge Sargassum fusiforme aufschlüsseln. Dabei sollen die Bestandteile ausfindig gemacht werden, die den Cholesterinstoffwechsel beeinflussen. Die Wirkung der gefundenen Bestandteile soll dann an Alzheimer-Mäusen getestet werden.

Was ist das Ziel des Forschungsprojekts?

Ziel des Forschungsprojekts ist es, die positiven Eigenschaften der Alge Sargassum fusiforme bei der Behandlung der Alzheimer-Krankheit zu verstehen. Die Identifizierung von einzelnen Bestandteilen würde helfen, dass diese zukünftig als Nahrungsergänzungsmittel nutzbar gemacht und gegen die Alzheimer-Krankheit eingesetzt werden können.

Was konnten Prof. Lütjohann und Prof. Dr. Mulder herausfinden?

Das Forschungsteam konnte die gesuchten Substanzen in den Algen identifizieren. Es handelt sich um bestimmte Sterine, die einen Nervenzellschutz bewirken. Bei der Untersuchung verschiedener Algen in der Nordsee fanden die Forschenden heraus, dass Braunalgen den höchsten, Grünalgen einen wesentlich geringeren und Rotalgen überhaupt keinen Gehalt an diesen Sterinen aufweisen. Die Forschenden untersuchten die Bildung des aktivierenden Bestandteils Saringosterin aus der Vorstufe Fucosterin. Alzheimer-Mäuse wurden sowohl mit Saringosterin als auch mit der Vorstufe Fucosterin gefüttert. Beide Sterine bewirkten eine verbesserte Gedächtnisleistung bei den Mäusen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Saringosterin einen positiven Effekt auf das Immunsystem hat und dadurch Nervenzellen vor dem Absterben schützt. Die Vorstufe Fucosterin konnten die Mäuse zu der aktiven Form Saringosterin umwandeln, weshalb sich die Vorstufe ebenfalls zur Verbesserung der Gedächtnisfunktion eignen würde. Nur die positiv aktivierende Substanz Saringosterin kann die Blut-Hirn-Schranke aus der Peripherie in Richtung Gehirn überwinden, um dort protektiv wirken zu können. Damit konnte erfolgreich gezeigt werden, dass kognitive Defizite im Gehirn von Alzheimer-Mäusen durch Einnahme von Algenextrakten und der damit einhergehenden Stimulierung des Cholesterinumsatzes verbessert werden können. In Zukunft wird sich das Forschungsteam um eine „grüne“, d.h. umwelt- und gesundheitsfreundliche Isolierungs- und Anreicherungsmethode bemühen, um die so gewonnenen Produkte in präklinischen Untersuchungen im Tiermodell und danach in Form eines Nahrungsergänzungsmittels beim Menschen auf seine Wirksamkeit gegen die Alzheimer-Krankheit zu testen.

Wofür wurden die Fördermittel verwendet?

Die Fördermittel wurden für Verbrauchsmaterialien im Labor verwendet (15.000 Euro). Weitere 85.000 Euro erhielt Dr. Monique Mulder von Alzheimer Nederland, dem Kooperationspartner der Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Wissenschaftliche Publikationen auf Basis des geförderten Projekts

Bogie, J., Hoeks, C., Schepers, M., Tiane, A., Cuypers, A., Leijten, F., Chintapakorn, Y., Suttiyut, T., Pornpakakul, S., Struik, D., Kerksiek, A., Liu, H.-B., Hellings, N., Martinez-Martinez, P., Jonker, J. W., Dewachter, I., Sijbrands, E., Walter, J., Hendriks, J., Groen, A., Staels, B., Lütjohann, D., Vanmierlo, T., Mulder, M. (2019) Dietary Sargassum fusiforme improves memory and reduces amyloid plaque load in an Alzheimer’s disease mouse model. Scientific Reports, 9:4908.

Schepers, M., Martens, N., Tiane, A., Vanbrabant, K., Liu, H.-B., Lütjohann, D., Mulder, M., Vanmierlo, T. (2020) Edible seaweed-derived constituents: an undisclosed source of neuroprotective compounds. Neural Regen Res, 15:790.

Vanbrabant, K., van Meel, D., Kerksiek, A., Friedrichs, S., Dubbeldam, M., Schepers, M., Zahn, N., Gutbrod, K., Dörmann, P., Liu, H.B., Mulder, M., Vanmierlo, T., Lütjohann, D. (2021) 24(R,S)-Saringosterol - From artefact to a biological medical agent. The Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology. 212 (2021) 105942.

Martens, N., Schepers, M., Zhan, N., Leijten, F., Voortman, G., Tiane, A., Rombaut, B., Poisquet, J., van de Sande, N., Kerksiek, A., Kuipers, F., Jonker, J.W., Liu, H., Lütjohann, D. Vanmierlo, T., Mulder, M.T. (2021) 24(S)-Saringosterol Prevents Cognitive Decline in a Mouse Model for Alzheimer’s Disease. Marine Drugs. 19,190.


Steckbrief:

Prof. Dr. Dr. Dieter Lütjohann

Jahrgang:
1956
In der Demenz-Forschung seit:
1999
Geburtsort:
Bonn
Familienstand:
ledig

Hobbys:
Wandern, Sprachen, Fahrrad fahren, Bücher lesen

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Ich bin Alzheimer-Forscher, weil...

ich einen Beitrag zum Verständnis der pathophysiologischen Vorgänge im Cholesterinmetabolismus im Gehirn von Alzheimer Patienten und Patientinnen leisten möchte.

Mein Forschungsprojekt ist besonders aussichtsreich, weil...

dieser Ansatz im Tiermodell schon sehr erfolgreich sich darstellt und bezüglich Pathophysiologie die Vorgänge bei Mensch und Tier äußerst analog verlaufen.

Ich hoffe, dass die Alzheimer-Forschung in 10 Jahren...

einen praktikablen Weg zur Behandlung und Prophylaxe dieser Krankheit weist.

Persönliche Nachricht:

Ich bin seit über 30 Jahren in der Lipidforschung tätig. Für mich ist die private Förderung insofern von großer Bedeutung, da ich in staatlich geförderten Projekten keine Möglichkeit erhalte, Projekte, die über Ernährung und Umwelteinflüsse laufen, gefördert zu werden. Dort geht das Geld immer nur an die Institutionen, die schon mit einem großen Förderungsbudget gesegnet sind.

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