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Weiterentwicklung von Alzheimer-Bluttest

Projektdetails:

Thematik: Diagnostik
Förderstatus:abgeschlossen
Art der Förderung:Research
Institution:Ruhr-Universität Bochum und University Medical Center Amsterdam (NL)
Projektleitung:Prof. Dr. Klaus Gerwert
Laufzeit:01. Januar 2020 - 31. Dezember 2021
Fördersumme:50.000,00 Euro
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Was wird erforscht?

Studien mit neuen Wirkstoffen gegen die Alzheimer-Krankheit scheitern regelmäßig. Ein Grund könnte sein, dass die Erkrankung selbst bei Proband*innen in einem frühen Stadium schon zu weit fortgeschritten ist. Da Alzheimer bis zu 20 Jahre vor dem Auftreten von Symptomen mit ersten Veränderungen im Gehirn beginnt, ist eine frühe Diagnose im symptomlosen Zustand von besonderer Bedeutung. Prof. Klaus Gerwert von der Ruhr-Universität Bochum arbeitet gemeinsam mit seinem niederländischen Projektpartner Prof. Philip Scheltens vom University Medical Center Amsterdam an einem innovativen Alzheimer-Bluttest. Dieser Bluttest soll eine verlässliche Diagnose und Prognose in einer Frühphase der Erkrankung ermöglichen.

Wie gehen Prof. Gerwert und Prof. Scheltens dabei vor?

Die Forschenden arbeiten mit Blutproben aus einer Studie mit 250 Proband*innen. Diese Versuchsteilnehmenden sind klinisch gesund. Ein Arzt würde bei ihnen keine Alzheimer-Diagnose stellen. Sie fühlen sich aber bereits über das normale Maß vergesslich. Diesen Zustand nennt man subjektiven kognitiven Verfall. Durch die Kombination zweier neuer diagnostischer Methoden versuchen die Forschenden nun anhand der Blutwerte vorherzusagen, welche Probanden tatsächlich erkranken werden und wann dies passieren wird. Zum einen kommt der in Bochum entwickelte immuno-infrarot Sensor zum Einsatz. Mit diesem können die Forscher die für Alzheimer charakteristische Fehlfaltung des Proteins Beta-Amyloid und des Tau Proteins im Blut messen. Zum anderen soll das Verhältnis verschiedener Beta-Amyloid-Varianten gemessen und die Genauigkeit des Bluttests deutlich verbessert werden.

Was ist das Ziel des Forschungsprojekts?

Ziel ist eine möglichst frühe und präzise Alzheimer-Prognose zu geben. Diese ist für die Erprobung neuer Wirkstoffe sehr wichtig. Wenn ein neuer Wirkstoff tatsächlich auf den Markt käme, würde ein Bluttest als routinemäßiges Screening-Verfahren dringend benötigt.

Was konnten Prof. Gerwert und Prof. Scheltens herausfinden?

Der Blut-Test konnte verlässlich alle 22 Proband*innen, die im Laufe der Studie Alzheimer-Symptome entwickelten, richtig detektieren. Das heißt, die 22 Proband*innen wiesen zu Beginn der Studie eine Beta-Amyloid Fehlfaltung im Blutplasma auf, nahmen subjektiv auch kognitive Veränderungen wahr, waren klinisch aber noch gesund. Innerhalb von 6 Jahren entwickelten diese Proband*innen Symptome der Alzheimer-Krankheit. Die Probanden mit einer leichten Fehlfaltung entwickelten im Mittel nach 3,4 Jahren Symptome während die Proband*innen mit einer starken Fehlfaltung bereits nach 2,2 Jahren Symptome zeigten. Das heißt, umso stärker die Fehlfaltung von Beta-Amyloid, umso früher machten sich die ersten Symptome bemerkbar.
Das Forscher-Duo konnte aus diesen Daten einen Risiko-Faktor für die Alzheimer-Krankheit ableiten. Bei Versuchsteilnehmenden mit einer starken Beta-Amyloid Fehlfaltung, lag das Risiko innerhalb der nächsten 6 Jahre zu erkranken 19-fach höher als mit normaler Faltung. Probanden mit einer mittleren Fehlfaltung hatten ein 11-fach höheres Risiko. 
Des Weiteren wurde das Verhältnis der Beta-Amyloid Varianten 42 und 40 im Blutplasma gemessen. Durch die Kombination der beiden Plasma-Biomarker konnte die Genauigkeit des Tests verbessert werden. Für andere Plasma-Biomarker, wie die absolute Konzentration von Beta-Amyloid-42 oder von Tau, konnte kein Mehrwert beobachtet werden. 
Dieser Blut-Test kann bei klinisch gesunden Menschen vorhersagen, wer innerhalb der nächsten 6 Jahre Alzheimer-Symptome entwickeln wird. Um diese Hypothese zu bestätigen, werden die Versuchsteilnehmenden, die bisher keine Symptome zeigen, weiterhin beobachtet. Zusätzlich werden weitere Kombinationen von Plasma-Biomarkern untersucht, die eine hohe Vorhersage-Genauigkeit einer Alzheimer-Erkrankung ermöglichen könnten. Eine Zulassung des Blut-Tests ist in den nächsten Jahren zu erwarten. Eine realistische Testung von gesunden Menschen kann aus ethischen Gründen allerdings erst dann erfolgen, wenn es ein Medikament zur Alzheimer-Vorbeugung gibt. Nach der Zulassung kann der Blut-Test durchaus auch als diagnostische Alternative zur Liquor-Untersuchung bei erkrankten Menschen eingesetzt werden.

Wofür wurden die Fördermittel verwendet?

Die Fördermittel wurden für Verbrauchmaterialien im Labor wie zum Beispiel Antikörper (49.000 Euro) sowie für Reisekosten (1.000 Euro) verwendet.
Weitere 50.000 Euro erhielt Prof. Dr. Philip Scheltens von Alzheimer Nederland, dem Kooperationspartner der Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Wissenschaftliche Publikationen auf Basis des geförderten Projekts

Stockmann, J., Verberk, I.M.W., Timmesfeld, N., Denz, R., Budde, B., Lange-Leifhelm, J., Scheltens, P., van der Flier, W.M., Nabers, A., Teunissen, C.E., Gerwert, K. (2020) Amyloid-ß misfolding as a plasma biomarker indicates risk for future clinical Alzheimer's disease in individuals with subjective cognitive decline. Research & Therapy. 12:169.

Foto: Patricia C. Lucas Photography

Weitere Informationen:

Aktuelles-Meldung: Erstes Forschungsergebnis publiziert

 


Steckbrief:

Prof. Dr. Klaus Gerwert

Jahrgang:
1956
In der Demenz-Forschung seit:
2014
Geburtsort:
Groß-Reken
Familienstand:
verheiratet, zwei Kinder

Hobbys:
Fußball, Skifahren, Wandern

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Ich bin Alzheimer-Forscher, weil…

ich mithelfen will, diese Krankheit zu besiegen.

Mein Forschungsprojekt ist besonders aussichtsreich, weil…

wir einen Bluttest entwickeln, der sehr frühe, symptomlose Stadien anzeigen kann.

Ich hoffe, dass die Alzheimer-Forschung in 10 Jahren…

die Krankheit besiegt hat.

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