Bei Studieneintritt wurden von allen Studienteilnehmer*innen Blutproben entnommen und mit dem Immuno-Infrarot-Sensor analysiert. Dieses patentierte Verfahren, das Klaus Gerwert entwickelt hat, erkennt die Fehlfaltung des Proteins Amyloid-beta, das für die Alzheimer-Krankheit charakteristisch ist. Außerdem durchliefen die Probandinnen und Probanden bei Studienbeginn eine ausführliche Alzheimer-Diagnostik, die bei keiner der untersuchten Personen eine Alzheimer-Diagnose ergab. Der Immuno-Infrarot-Sensor entdeckte aber bei 22 Proband*innen fehlgefaltete Proteine und somit ein erhöhtes Alzheimer-Risiko. All diese Personen erkrankten im Lauf der folgenden sechs Jahre. Bei Teilnehmer*innen, die eine leichte Fehlfaltung zeigten, dauerte es im Mittel länger (3,4 Jahre) bis zur Erkrankung als bei Probanden mit starker Fehlfaltung (2,2 Jahre). „Die Fehlfaltung ist also ein sehr präziser prognostischer Biomarker“, folgert Klaus Gerwert.
„Wir können jetzt mit einem einfachen Bluttest an symptomfreien Personen mit subjektiven Bedenken das Risiko, in Zukunft an klinischem Alzheimer zu erkranken oder eben nicht, sehr präzise vorhersagen“, erklärt Klaus Gerwert. „Ebenso sicher können wir aber auch älteren Menschen eine Entwarnung geben, die nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit haben, in den kommenden sechs Jahren an Alzheimer zu erkranken.“
Ein solcher Bluttest, der die beginnende Alzheimer-Demenz schon im symptomlosen Zustand erkennen kann, wäre vor allem dann nützlich, wenn ein Wirkstoff zur Behandlung der Krankheit verfügbar wäre. „Unsere Ergebnisse zeigen eindeutig, dass in den klinischen Studien heutzutage die Alzheimer-Medikamente zu spät gegeben werden“, so Klaus Gerwert. „Kein Wunder, dass die bisherigen Medikamente alle fehlgeschlagen sind.“ Der Bochumer Forscher setzt sich dafür ein, dass der Immuno-Infrarot-Sensor künftig bei der Auswahl der Studienteilnehmer*innen Anwendung findet und damit ein deutlich besseres Ansprechen der Therapie erzielt wird.
Wir finanzieren das zweijährige Forschungsprojekt mit 50.000 Euro, davon finanziert die Peter Frankenheim-Stiftung 31.250 Euro.
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