Der Test kann die Alzheimer-Krankheit schon Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome prognostizieren. Davon würde zunächst die Medikamentenforschung profitieren, erklärt Gerwert: „In Wirkstoff-Studien werden Alzheimer-Medikamente zu spät gegeben. Wenn man einen frühen Bluttest hat, kann man daran etwas ändern.“ Denn damit kann man Testpersonen finden, bei denen zwar schon schädliche Protein-Ablagerungen im Gehirn nachweisbar sind, die aber noch keine Alzheimer-Symptome haben. Diese sogenannten Amyloid-Plaques sind 15 bis 20 Jahre vor Ausbruch der Krankheit nachweisbar. In dieser frühen Krankheitsphase können Wirkstoffe bessere Ergebnisse erzielen, so die Annahme.
Der Bluttest von Prof. Gerwert und seinem Team erkennt diese schädlichen Ablagerungen im Blut bis zu zehn Jahre früher, als andere Bluttests. „Unser Bluttest unterscheidet zwischen der gesunden Amyloid-Form und der kranken, falsch gefalteten Amyloid-Form. Beide Formen werden separat gemessen mit Hilfe eines Infrarotstrahls. Die beiden Formen werden durch das Licht angeregt und schwingen unterschiedlich, deshalb können wir sie unterscheiden“, erklärt der Bochumer Forscher das patentierte Verfahren. Bisher findet der Bluttest nur in klinischen Studien Anwendung und trägt hoffentlich so dazu bei, bald ein wirksames Alzheimer-Medikament zu finden. Für eine Nutzung in Arztpraxen muss der Test erst eine Zulassung bekommen. Die ist aber erst dann sinnvoll, wenn es eine Therapie gibt, betonte Prof. Gerwert. Denn Patient*innen mit einer Alzheimer-Prognose zu konfrontieren, ohne das es Heilungschancen gibt, wirft ethische Probleme auf.
Wir finanzieren die Entwicklung dieses vielversprechenden Bluttests mit 50.000 Euro. Der Themenabend war öffentlicher Teil des „4. Düsseldorf-Jülich Symposium on Neurodegenerative Diseases“, das wir mit 10.000 Euro unterstützen. Zu dem internationalen Symposium haben sich vom 4. bis 6. Oktober rund 100 Alzheimer-Forscherinnen und –Forscher im Haus der Universität getroffen. Organisiert wurde das Symposium von Prof. Dr. Dieter Willbold von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und dem Forschungszentrum Jülich sowie Prof. Dr. Thomas van Groen von der University of Alabama at Birmingham (USA).
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